Trumps Zölle: Das sind die Gründe für den Kurssturz an den US-Börsen

Die Trump-Party an den Börsen ist vorbei. Einer der Gründe ist die Handelspolitik des Präsidenten, die zu einem massiven Vertrauensverlust bei den Anlegern geführt hat. Auch die Angst vor einer Rezession geht um

Mär 11, 2025 - 14:15
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Trumps Zölle: Das sind die Gründe für den Kurssturz an den US-Börsen

Die Trump-Party an den Börsen ist vorbei. Einer der Gründe ist die Handelspolitik des Präsidenten, die zu einem massiven Vertrauensverlust bei den Anlegern geführt hat. Auch die Angst vor einer Rezession geht um

Der Jubel an den US-Aktienmärkten war groß, als Donald Trump die US-Präsidentschaftswahl im vergangenen Jahr gewonnen hatte. Eine Ära der Deregulierung und niedriger Steuern versprachen sich die Investoren von dem neuen, alten Mann im Weißen Haus, der bei einem Besuch der New Yorker Börse Mitte Dezember von den Händlern gefeiert wurde. Die Erwartungen spiegelten sich zunächst auch in den Kursen wider: Sie stiegen immer weiter. Donald Trump und die Börse – das schien eine Traumkombination zu sein.

Doch die Euphorie ist längst Verunsicherung gewichen. Rezessionsängste drücken auf die Stimmung der Anleger, was zu Kursverlusten auf breiter Ebene an den Börsen führte. Marcus Widen, Volkswirt der skandinavischen SEB Bank, kreierte bereits ein neues Wort für die Lage: „Trumpcession“. Eine Kombination aus dem Nachnamen des Präsidenten und dem englischen Wort für Rezession. Trump selbst ist offenbar bereit, eine schrumpfende Wirtschaft hinzunehmen. „Es gibt eine Übergangsphase, denn was wir tun, ist sehr groß. Wir bringen den Wohlstand zurück nach Amerika“, sagte er am Wochenende in einem Interview.

Ökonomen und Analysten sehen die Lage Die US-Großbank Goldman Sachs revidierte ihre Schätzung für das Wachstum in den USA scharf nach unten: Sie geht nur noch von einem Plus von 1,7 Prozent aus. Zu Beginn des Jahres hatte sie noch ein Wachstum von 2,4 Prozent erwartet. Noch beängstigender fiel eine Prognose der Fed Atlanta, die für das laufende erste Quartal einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes um annualisiert 2,8 Prozent voraussagt. Allerdings schwankt dieser Index stark, er könnte auch wieder in die andere Richtung drehen.

Konsens unter Analysten und Ökonomen ist aber, dass Trumps aggressive Handelspolitik die Wachstumsaussichten belasten. Nach einer Schätzung der US-Bank Morgan Stanley schmälern die Zölle gegen China, Mexiko und Kanada das US-Wirtschaftswachstum in den kommenden Quartalen um 0,7 bis 1,1 Prozentpunkte.

Börse schaut auf schwachen Arbeitsmarkt

Die Verunsicherung ist weit verbreitet. „In den USA messen wir einen massiven Einbruch von Lage- und Erwartungswerten, wie wir sie bisher nur in der Finanzkrise 2008 messen konnten“, sagt der Geschäftsführer der deutschen Investmentberatung Sentix, Manfred Hübner. Sentix hat rund 1000 Investoren befragt. „Die Handelspolitik Donald Trumps, es sich mit seinen Zollforderungen mit Kanada, Mexiko und China zur gleichen Zeit anzulegen, und gleichzeitig die Differenzen mit Europa zu vergrößern, sorgt für eine beispiellose Verunsicherung der Anleger“, sagt Hübner.

Auch abseits der Handelspolitik gibt es derzeit keine guten Nachrichten von der amerikanischen Wirtschaft. Am vergangenen Freitag enttäuschten Nachrichten vom Arbeitsmarkt: Im Februar entstanden nur noch 151.000 neue Jobs, im Januar waren es sogar nur 125.000 – nach 323.000 im Dezember 2024. Die Arbeitslosenquote ist leicht angestiegen. Ein Turnaround ist vorerst nicht zu erwarten, wozu auch Trump mit seinen Plänen für einen radikalen Personalabbau bei den Bundesbehörden beiträgt.

Auch am Konsumklima lässt sich die Verunsicherung ablesen. Die Konsumstimmung ist im Februar so stark eingebrochen wie seit dreieinhalb Jahren nicht mehr. Das vom Institut Conference Board ermittelte Barometer für das Verbrauchervertrauen brach um sieben Punkte auf 98,3 Zähler ein. Es liegt damit auf dem schlechtesten Wert seit Juni 2024. Da der private Konsum mehr als zwei Drittel der US-Wirtschaftsleistung ausmacht, dürften sinkende Verbraucherausgaben die Konjunktur erheblich belasten.

Verbraucher sind verunsichert

Bei der Umfrage fanden die Experten heraus, dass die von Trump geschürten Handelskonflikte die Verbraucher verunsichern. „Die Erwähnungen von Handel und Zöllen haben stark zugenommen und sind auf ein Niveau zurückgekehrt, das seit 2019 nicht mehr erreicht wurde“, sagt die Ökonomin Stephanie Guichard vom Conference Board. Kommen Strafzölle, dürfte das für mehr Inflation sorgen – müssen doch die US-Importeure die Abgaben entrichten. Sie dürfte die höheren Kosten dann an ihre Kunden weitergeben. Die Inflationserwartungen der Verbraucher sind im Februar auf den höchsten Wert seit Mai 2023 gestiegen.

Die Fluggesellschaft Delta Air Lines gab am Montag eine Gewinnwarnung heraus – wegen der Verunsicherung bei Verbrauchern und Unternehmen. Das beeinträchtige die Binnennachfrage. Die Aktie der Airline verlor im nachbörslichen Handel mehr als 12 Prozent.

Auch die Industrie leidet unter der erratischen Handelspolitik des Präsidenten. Der Einkaufsmanagerindex liegt nur noch knapp über dem Wert, der Wachstum anzeigt. „Zölle werden die Produzenten eindeutig härter treffen als die Gesamtwirtschaft“, sagt der US-Chefvolkswirt bei Santander US Capital Markets, Stephen Stanley. Die Verkaufspreise ab Werk stiegen im Februar fast auf ein Dreijahreshoch, während sich die Lieferzeiten für Materialien verlängerten. Dies deutet darauf hin, dass das Zollchaos die Produktion schon bald beeinträchtigen könnte.