Tether, Cantor und Softbank gründen Twenty One, um Bitcoins zu akkumulieren

Bitcoin und Krypto kommen im Knoten von Hochfinanz und Politik an: Der Stablecoin-Herausgeber Tether verbündet sich mit dem Sohn des US-Handelsministers und einem japanischen Technologiekonzern, um eine weitere Bitcoin-Schatzkammer in den USA aufzubauen. Das Startkapital von 42.000 Bitcoins ist nur der Anfang.

Apr 24, 2025 - 11:59
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Tether, Cantor und Softbank gründen Twenty One, um Bitcoins zu akkumulieren

Bitcoin und Krypto kommen im Knoten von Hochfinanz und Politik an: Der Stablecoin-Herausgeber Tether verbündet sich mit dem Sohn des US-Handelsministers und einem japanischen Technologiekonzern, um eine weitere Bitcoin-Schatzkammer in den USA aufzubauen. Das Startkapital von 42.000 Bitcoins ist nur der Anfang.

MicroStrategy hat es vorgemacht, Cantor und Tether machen es nach. Das zumindest ist die offizielle Geschichte dieser Nachricht, wie sie die Pressemitteilung von Cantor erzählt:

Brandon Lutnick, Sohn von US-Handelsminister Howard Lutnick, gründet mit Cantor Equity Partners die Aktiengesellschaft Twenty One. Dieses „Bitcoin-native Unternehmen“ wird durch Tether, Bitfinex und SoftBank gedeckt. Es startet mit 42.000 Bitcoins – derzeit etwa vier Milliarden Dollar – und hat das ausschließliche Ziel, die Bitcoins je Aktie zu maximieren.

Twenty One wird dafür zur Gründung Kapital im Wert von 585 Millionen Dollar einholen, zu großen Teilen durch öffentlich angebotene Wandelanleihen, um weitere Bitcoins zu akkumulieren. Den Erfolg wird Twenty One durch zwei Schlüsselmetriken bewerten: Die Bitcoins je Aktie (BPS) sowie die „Bitcoin Return Rate“ (BRR), was die Rate meint, mit der BPS über die Zeit wächst.

Damit kopiert Twenty One fast haarklein das Modell von MicroStrategy, welches durch langfristige Wandelanleihen Kapital aufnimmt, um die Anzahl von Bitcoins je Aktie zu maximieren. Das Ziel dürfte sein, so wie MicroStrategy den Aktienkurs zu befeuern, um nicht nur den Bitcoin-Kurs selbst abzubilden, sondern weit zu übertreffen.

Die Mehrheitseigentümer von Twenty One sind der Stablecoin-Herausgeber Tether sowie die Bitcoin-Börse Bitfinex – beide Schwesterunternehmen unter demselben Dach -, während die japanische Softbank-Gruppe zum Minderheiteneigentümer wird. Die Unternehmen sichern sich ihre Anteile durch Bitcoin-Einlagen. Tether steuert Bitcoins im Wert von 1,5 Milliarden Dollar bei, Bitfinex 900 Millionen und Softbank 600 Millionen.

Geschäftsführer von Twenty One wird Jack Mallers sein, der Gründer von Strike, einer Lightning-App, die zwar kommerziell wenig erfolgreich ist, aber Mallers zum etwas schrillen, mit Superlativen um sich werfenden Sprecher der meisten großen Bitcoin-Konferenzen machte.

Die einfache Deutung dieser Nachricht ist, dass die Finanzinstitution Cantor beschlossen hat, den Erfolg von MicroStrategy zu kopieren, und dafür mit Tether, Softbank und Jack Mallers passende Partner gefunden hat. Das ist nicht falsch, aber nur ein Teil der Wahrheit.

Bitcoin raus aus der Bilanz

Um etwas tiefer zu blicken, muss man auf den maßgeblichen Partner von Cantor schauen – Tether – sowie die anstehende Regulierung in den USA.

Der Herausgeber des größten Stablecoins USDT, deckt die gut 145 Milliarden Tether-Dollar durch ein Portfolio an Assets. Zu diesen gehören auch Bitcoins, laut einem Chart von BiTBO derzeit gut 100.000 BTC.

Die USA haben mittlerweile begriffen, welche wichtige Rolle Stablecoins spielen, um die Hegemonie des Dollars zu erhalten und auszubauen. Das GENIUS-Gesetz soll Stablecoins künftig regulieren und das technische Dollar-Upgrade, das sie verkörpern, in geordnete Bahnen führen. Es definiert unter anderem, welche Assets als Deckung infrage kommen. Bitcoin ist nicht dabei, kurzfristige Anleihen und, über Übernacht-Repos eingeschränkt auch Aktien, dagegen schon.

Wenn Tether also weiterhin in den USA operieren will, wird es langfristig seine Assets umschichten müssen. Die Bitcoins müssen raus aus der Bilanz. Sie in Twenty One zu überführen, könnte ein Weg sein, sie weiterhin zu behalten. Schließlich ist Tether Haupteigentümer der neuen Firma. Diese Umschichtung könnte Tethers Spielraum erweitern, seinen Besitz – die Bitcoin – in Form von Aktien oder Anleihen in die Reserven aufzunehmen und dabei konform mit der künftigen Regulierung zu gehen.

Twenty One wird in dieser Deutung nicht zum Vehikel, um Bitcoins zu akkumulieren – sondern zum Vehikel, um die Bitcoins von Tether zum Teil in eine andere Form zu bringen.

Bitcoin und Stablecoins in den Verflechtungen von Hochfinanz und Politik

Eine dritte Deutung der Nachricht dreht sich um das involvierte Personal. Man findet selten so viele Verflechtungen und Überschneidungen wie hier.

Beginnen wir damit, dass US-Handelsminister Howard Lutnick bis zu seiner Ernennung im Februar 2025 Geschäftsführer von Cantor Fitzgerald war. Danach hat er seine Söhne Brandon und Kyle zum amtierenden und stellvertretenden Geschäftsführer der Finanzinstitution ernannt. Diese Art von familiärer Public Private Partnership dürfte auf das Wohlwollen von Howard Lutnicks neuem Boss treffen, da Donald Trumps Firmenimperium ja ebenfalls von seinen Söhnen geführt wird. Die Clans sind zurück in der hohen Politik.

Mit Tether schließlich verbindet Cantor eine lange Geschichte. Die Finanzinstitution verwaltet für Tether die Reserven, darunter auch mehr als 80 Milliarden Dollar in Staatsanleihen. Tether schließlich ist die Schwesterfirma von Bitfinex, mit der es zusammen Haupteigentümer von Twenty One sein wird.

Wir haben also eine schöne Verflechtung von einem Stablecoin-Herausgeber, einer Krypto-Börse, dem US-Handelsminister sowie einer großen Finanzinstitution, die ein maßgeblicher Broker für US-Staatsanleihen ist.

Dass sich Hochfinanz und Politik vermählen, ist an sich nichts Neues. Neu ist aber, dass Bitcoin und Stablecoins nun diesem Club beigetreten sind, und neu ist ebenfalls, wie offen diese Verflechtung nun vorgeführt wird.

Warum ist die japanische Softbank im Spiel?

Weniger klar ist, wie schließlich die japanische SoftBank in dieses Netzwerk hineinpasst. Die SoftBank ist eher ein Technologie-Konzern als eine Bank, der zahlreiche Internet- und Digitalunternehmen unter seinem Dach bündelt. Sie verwaltet aber auch einen der größten Technologie-Fonds der Welt.

SoftBank hat seit etwa 2020 regelmäßig in den Krypto-Markt investiert, etwa in die Web3-Infrastruktur, die pleite gegangene Börse FTX oder die brasilianische Börse Mercado Bitcoin. Nach deren Kollaps wandte sich das Unternehmen aber eher von Krypto ab, um sich auf den KI-Markt zu konzentrieren. Nach der Wahl von Trump verkündete CEO Masayoshi Son, im Lauf der kommenden Jahre 100 Milliarden Dollar in die USA zu investieren.

Son selbst hatte 200 Millionen Dollar in Bitcoin investiert. Er gab zu, es nicht verstanden zu haben, und verkaufte die Coins 2018 mit Verlust, weil ihn das ständige Schauen auf den Preis zu sehr abgelenkt hatte. Er selbst sagte noch 2021, er sehe durchaus Potenzial in Bitcoin und Kryptowährungen, habe für sich und SoftBank aber damit abgeschlossen.

Gelang es Tether und Lutnick nun, Sons Haltung zu ändern? Versteht SoftBank den Wiedereinstieg in Bitcoin über Twenty One als Chance, den Zugang zum US-Markt zu stärken? Oder dient Twenty One vielmehr als Vehikel, um die bereits erworbenen Bitcoins in eine andere Form zu überführen und durch Aktien zu verkaufen oder zu vergolden?

Bitcoin als globale Reservewährung

Solche Fragen sind bisher kaum zu beantworten. Klar ist aber, dass mit Twenty One ein mit einer beachtlichen Anzahl Bitcoins unterfüttertes Unternehmen gegründet wird, das aggressiv versuchen wird, durch Kapitalaufnahmen Bitcoins zu akkumulieren; spektakulär daran sind nicht allein die nackten Zahlen, sondern auch der Umstand, dass die Gründung fast ausschließlich durch Bitcoin finanziert wird und nun ein zweites US-Unternehmen in großem Maßstab auf einen Bitcoin-Standard setzt.

Die USA sind, anders ausgedrückt, schon jetzt gut darauf vorbereitet, dass Bitcoin den Dollar als globale Reservewährung ablöst. Unternehmen wie MicroStrategy und bald Twenty One werden eine große Rolle dabei spielen, Teile der Dollar-Flut in nationale Bitcoin-Reserven zu übersetzen.