Temperaturanstieg: Wie der Klimawandel die heutigen Kinder treffen wird

Die Mehrzahl der heutigen Kinder und Jugendlichen werden extreme Hitze durchmachen. Auch für andere Wetterextreme gibt es neue Berechnungen

Mai 7, 2025 - 18:04
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Temperaturanstieg: Wie der Klimawandel die heutigen Kinder treffen wird

Die Mehrzahl der heutigen Kinder und Jugendlichen werden extreme Hitze durchmachen. Auch für andere Wetterextreme gibt es neue Berechnungen

Der Klimawandel ist keine abstrakte Gefahr, er beeinflusst unser Leben schon heute. Und doch ist dies nur der Auftakt dafür, wie sich unsere Welt in den kommenden Jahrzehnten verändern wird. Die, die es erleben werden, sind bereits geboren. 

Klimawissenschaftler*innen der Freien Universität Brussel (VUB) haben berechnet, was auf die heutigen Kinder zukommen wird. In ihrer Studie, die im Fachblatt "Nature" erschien, fokussierten sie sich auf diejenigen, die 2020 geboren wurden, nun also etwa fünf Jahre alt sind. Deren zu erwartende Erfahrungen verglichen sie mit denen der 1960 geborenen Menschen. 

Anhand unterschiedlicher Klimaprognosen berechneten sie die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mensch "beispiellosen" Wetterextremen ausgesetzt sein wird. Als "beispiellos" gilt dabei eine Wahrscheinlichkeit von weniger als 1:10.000, dass jemand die gleichen Extreme in einer Welt ohne anthropogenen Klimawandel erleben würde. 

Demnach sind die Unterschiede selbst im besten Fall, bei einer globalen Erwärmung von nur 1,5 Grad, erheblich. Laut der Analyse werden 16 Prozent der 1960 Geborenen enorme zusätzliche Hitzewellen erleben, aber 52 Prozent der 2020 Geborenen. 

Tatsächlich steuert die Erde allerdings eher auf eine Erwärmung von 2,7 Grad zu. In dem Fall werden 83 Prozent der heute Fünfjährigen enorme Hitze erleben. Und in einem pessimistischen Szenario von 3,5 Grad Anstieg sind es laut der Studie 92 Prozent dieser Kinder. Der Klimawandel wird also die Mehrzahl der heutigen Kinder treffen, auch in Zentraleuropa. 

Eine halbe Milliarde Kinder könnte geschützt werden

Berücksichtigen die Forschenden statt der Fünfjährigen alle jungen Menschen, die heute zwischen fünf und 18 Jahren alt sind, sind im realistischen 2,7-Grad-Szenario 1,35 Milliarden Menschen von zusätzlichen Hitzewellen betroffen. Würde die Menschheit hingegen die Temperaturerhöhung auf 1,5 Grad begrenzen, könnten rund 500 Millionen vor diesem Schicksal bewahrt werden, das sind rund 30 Prozent der heutigen Kinder. 

Umso wichtiger, so die Forschenden, dass die heutige Gesellschaft alles Nötige tue, um die Treibhausgasemissionen zu senken. Überall auf der Welt seien Kinder gezwungen, die Hauptlast einer Krise zu tragen, für die sie nicht verantwortlich sind.

Vor allem in den Tropen gibt es laut der Studie auch stärker regional begrenzte Wetterextreme. Dabei sind die absoluten Zahlen niedriger, doch auch hier werden Millionen Kinder betroffen sein. Abermals trifft es vor allem die am stärksten, die am wenigsten Schuld an der Krise tragen. "Gerade die am meisten sozialökonomisch gefährdeten Kinder erleben die schlimmste Eskalation von Klimaextremen. Angesichts begrenzter Ressourcen und Anpassungsmöglichkeiten sind sie unverhältnismäßig hohen Risiken ausgesetzt", so Mitautor Wim Thiery.

Die folgenden Zahlen beziehen sich auf die Kinder und Jugendlichen, die heute zwischen fünf und 18 Jahren alt sind: Beim realistischen 2,7-Grad-Pfad werden 400 Millionen Ernteausfälle in noch nie da gewesenem Ausmaß erleben, 134 Millionen Waldbrände, 111 Millionen Dürre, 188 Millionen Flussüberschwemmungen und 163 Millionen tropische Wirbelstürme. 

Bei der pessimistischeren 3,5-Grad-Prognose, die durchaus möglich ist, wenn die Bemühungen nachlassen sollten, sind die Zahlen entsprechend größer. 

Motivierender hingegen ist der Blick auf das optimistischere Szenario: Im Fall eines Anstiegs um 1,5 Grad könnten 84 Millionen der heutigen Kinder und Jugendlichen vor Ernteausfällen bewahrt werden, 15 Millionen vor Waldbränden, 22 Millionen vor Dürre, 56 Millionen vor Überschwemmungen und 62 Millionen vor Wirbelstürmen. Unterm Strich hätte aber auch dieses Szenario keinesfalls harmlose Auswirkungen.