Sei nett zu dir! Wie du dir weniger Druck machst und entspannter arbeitest

Du bist dein härtester Kritiker? Dann solltest du genauer hinsehen. Zu viel Selbstkritik schadet dir und deinem Unternehmen. 7 Tipps, wie du dir mit mehr Selbstmitgefühl begegnest. The post Sei nett zu dir! Wie du dir weniger Druck machst und entspannter arbeitest appeared first on impulse.

Feb 12, 2025 - 16:34
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Sei nett zu dir! Wie du dir weniger Druck machst und entspannter arbeitest
Wenn Unternehmerinnen und Unternehmer ein Coaching bei Claudia ­Elsässer buchen, ist eine Sache immer gleich: Sie alle stehen unter großem Druck und suchen verzweifelt einen Ausweg aus dem Stress, dem sie sich täglich ausgesetzt sehen. „Manche kämpfen gegen den Fach­kräftemangel, andere stecken mitten in einem Nachfolgeprozess, und wieder andere stehen unter Druck durch Konkurrenzunternehmen oder eine angespannte Wirtschaftslage“, erklärt Claudia Elsässer, die seit zehn Jahren als Resilienz-Coachin arbeitet. Die Klienten der Expertin haben noch etwas gemeinsam: Sie sind ganz schön streng zu sich selbst, treiben sich zu Topleistungen an und verzeihen sich keine Fehler. Sie legen bei sich selbst viel höhere Maßstäbe an als zum Beispiel bei Mitarbeitenden oder Geschäftspartnern. Sie gönnen sich keine Pausen, arbeiten nach ­einer anstrengenden Woche noch am Wochenende Angebote für Kunden aus und stehen auch im Urlaub immer zur Verfügung. Was Selbstmitgefühl bedeutet Das alles sind Anzeichen dafür, dass ihnen etwas fehlt, um besser mit Stress umzugehen: Selbstmitgefühl. Doch was genau verbirgt sich hinter diesem Begriff? Wie hängt das mit dem Unternehmenserfolg und dem eigenen Wohlbefinden zusammen? Und wie können Unternehmerinnen und Unternehmer lernen, mit sich selbst mitfühlender zu sein? „Unter Selbstmitgefühl verstehen wir die ­Fähigkeit, uns selbst gegenüber eine freund­liche und wohlwollende Haltung einzunehmen“, erklärt Jutta Heller, Resilienzberaterin für Unternehmerinnen und Unternehmer, Führungskräftetrainerin und promovierte Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlerin. Sie war über zehn Jahre lang Professorin für ­Training und Business-Coaching an der Hochschule für angewandtes Management in Erding. Resilienz-Coachin Claudia Elsässer ergänzt: „Selbstmitgefühl heißt: Ich nehme mich an – mit all meinen Stärken, aber auch mit meinen Entwicklungsfeldern“, sagt die Expertin. „Ich gehe also nicht so hart mit mir ins Gericht, wenn ich meine Messlatte nicht erreiche oder in angespannten Situationen nicht so souverän reagiere, wie ich es mir von mir wünsche.“ Was zu viel Selbstkritik anrichtet Doch häufig tun sich vor allem Unternehmer und ­Unternehmerinnen schwer, Selbstmit­gefühl zu ­zeigen, weil es ihrem Leistungs­gedanken widerspricht. Viele verwechseln Selbstmitgefühl mit Selbstmitleid und ten­dieren zu übermäßiger Selbstkritik. Ihnen fehlt oft eine akzeptierende Grundhaltung getreu dem Motto: Das ist nicht gut gelaufen – doch so was kann jedem mal passieren. Wer sich selten oder nie Selbstmitgefühl ­entgegenbringt, wird es auf Dauer schwer ­haben: Unter dem permanenten, oft selbst erzeugten Leistungsdruck leidet zumindest das eigene Wohlbefinden. Manche Menschen geraten sogar in eine dauerhafte Erschöpfung, die sich im Extremfall bis zum Burnout oder einer Depression ausweiten kann (Wie ausgebrannt du bereits bist, zeigt dir auch der Bournout-Selbsttest zum Download). In so einer Situation ist es kaum möglich, die eigene Firma zu steuern. „Viele Unternehmerinnen und Unternehmer, die zu mir kommen, agieren nicht, sondern reagieren nur noch auf äußere Umstände“, sagt Claudia Elsässer. Auch das Team leidet oft, wenn sich der Chef ständig unter Druck setzt. Denn manch eine Führungskraft verhält sich unter Stress weniger empathisch, als sie es beabsichtigt. Selbstmitgefühl ist deshalb ein wichtiges Mittel, um erst gar nicht in diesen Zustand zu geraten. Mehr zum Thema Innerer Kritiker Schluss mit destruktiven Gedanken: So entschärfen Sie Ihren inneren Kritiker Mehr noch: Wer sich selbst nachsichtig und wohlwollend gegenübersteht, übersteht auch eher persönliche und berufliche Krisen. Denn Selbstmitgefühl ist mit dem bekannteren ­Begriff der Resilienz eng verknüpft: „Das Wort Resilienz stammt ursprünglich aus der Werkstoffkunde und besagt, dass ein Stoff nach Verformung durch Druck oder Zugeinwirkung wieder in die Ursprungsform zurückkommt. Vergleichbar auch mit dem Stehaufmännchen, das aus jeder beliebigen Lage wieder in die ­Ursprungslage zurückkehrt“, sagt Claudia Elsässer. Übertragen auf uns Menschen, heißt das: Auch wenn wir unter Druck stehen, können wir souverän reagieren und unbeirrt auf unser Ziel hinarbeiten. Und Menschen, die in der Lage sind, sich Selbstmitgefühl entgegenzubringen, gelten als besonders resilient. Was mehr Selbstmitgefühl im Team bewirkt Jutta Heller ist überzeugt, dass Resilienz grundsätzlich in jedem von uns angelegt ist – bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger. Gerade Unternehmerinnen und Unternehmer trainieren sie sich angesichts des scheinbar permanenten Leistungsdrucks manchmal regelrecht ab. Die Führungskräftetrainerin sagt deshalb auch: „Resilienz ist kein Ist-Zustand, den man einmal erreicht hat und dann für immer ­ab­haken kann, sondern immer ein Prozess. Im Grunde muss ich mich jeden Tag aufs Neue selbst steuern und selbst regulieren.“ Auch dem Team kommt es zugute, wenn Chefinnen und Chefs gut mit sich selbst um­gehen. „Sie sind ein Vorbild, weil sie auf sich selbst achten und sich nicht zu stark über­fordern. Sie sorgen für ein gutes Umfeld, in dem Mitarbeiter sich engagieren und sich ­sicher fühlen können. Denn das steigert auch die Teamleistung“, sagt Jutta Heller. Wie du lernst, mit dir selbst mitfühlender zu sein Doch was in der Theorie für die meisten Chefs und Chefinnen wohl einleuchtend klingt, ist im Alltag nicht immer leicht umzusetzen. Die gute Nachricht ist jedoch: Selbstmitgefühl lässt sich üben. „Es ist wie ein Muskeltraining“, sagt Claudia Elsässer. Anders formuliert: Wer regelmäßig an seinem Selbstmitgefühl arbeitet, hat gute Chancen, im Laufe der Zeit besser darin zu werden. Mehr zum Thema Selbstfürsorge lernen Mehr Ich wagen! Wie Sie Selbstfürsorge im Alltag verankern – und mehr schaffen „Natürlich gibt es auch mal besonders ­herausfordernde Situationen, in denen mein Selbstmitgefühl über einen kürzeren oder ­längeren Zeitraum gewissermaßen abhandenkommt. Aber es lässt sich dann auch wieder aufbauen,“ sagt die Expertin. Sieben praktische Tipps, wie Unternehmer und Unternehmerinnen im Alltag daran ar­beiten können, sich mehr Selbstmitgefühl ­entgegenzubringen. Tipp 1: Mach dir deine Erfolge bewusst! Wie fürsorglich gehst du im Arbeitsalltag ­wirklich mit dir um? Um das herauszufinden, empfiehlt die Coachin Claudia Elsässer, sich ­jeden Abend kurz Zeit zu nehmen und zu ­notieren, welche Erfolge du in Sachen Selbstmitgefühl erzielt hast. Mit Erfolg meint Claudia Elsässer ganz ­bewusst auch solche Dinge, die auf den ersten Blick klein und unbedeutend wirken mögen, zum Beispiel: Habe ich mir heute ausreichend Zeit für eine Mittagspause genommen? Oder: Ist es mir gelungen, im Feierabend wirklich ­abzuschalten und nicht permanent weiter über die Arbeit nachzudenken? „Wenn ich derartige Punkte notiere, wird mir schnell deutlich, was sich im Laufe der Zeit ­verändert“, sagt Claudia Elsässer. So ändere sich langfristig auch der Blickwinkel – weg vom Druck und der Selbstkritik hin zu den Stärken, Lösungen und Erfolgen, die mir gelingen. Tipp 2: Nutze bewährte ­Strategien aus ­früheren Krisen! Zum Selbstmitgefühl gehört, sich in Krisen nicht als Versager oder Versagerin zu sehen und sich allein die Schuld an der Misere zu ­geben. Akzeptiere stattdessen, dass so etwas passieren kann und dass du aus der Situa­tion auch wieder herauskommen kannst. ­„Jeder hat in seinem Leben schon schwierige Momente überstanden“, sagt Jutta Heller. Taucht eine neue Herausforderung auf, rät die Resilienzcoachin Unternehmerinnen und Unternehmern dazu, sich an vergangene ­Krisen zu erinnern: Was hat mir damals ge­holfen, das Problem zu lösen und aus einer schwierigen Situation wieder herauszukommen? Jutta Hellers Tipp: Überlege, ob und wie du diese Strategie auch in der aktuellen Krise anwenden könntest. Tipp 3: Baue dir ein ­verlässliches Netzwerk auf! Selbstmitgefühl bedeutet auch, nicht alle ­Probleme allein lösen zu wollen. „Viele Unternehmerinnen und Unternehmer stehen auch deshalb so stark unter Druck, weil sie schlecht Aufgaben abgeben können und am liebsten ­alles selbst erledigen“, sagt Claudia E­lsässer. Die Expertin empfiehlt deshalb, einerseits mehr auf die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu vertrauen und Aufgaben an das Team abzugeben. Darüber hinaus ist es aus ihrer Sicht sinnvoll, sich ein Netzwerk über die eigene Firma hinaus aufzubauen. Im Idealfall gibt es immer ­jemanden, den du zu bestimmten Problemen und Herausforderungen um seine Meinung oder einen Rat fragen kannst. Tipp 4: Finde deine Energieräuber! Du bist mitfühlend mit dir selbst, wenn du ­deine eigenen Grenzen kennst und respektierst. Auch hierfür hat Claudia Elsässer eine einfache Übung parat: Achte mal darauf, wie voll deine innere Batterie ist, wenn du morgens anfängst zu arbeiten. Dieses Energielevel vergleichst du mit dem Zustand zum Feierabend. Wer sich deutlich erschöpfter fühlt, notiert im zweiten Schritt eine Zeit lang, was ihm oder ihr die meiste Energie entzieht. Möglicherweise sind es beispielsweise die vielen Meetings, die jeden Tag anstehen. Oder ist es der eine Kunde, der seit Wochen immer neue Forderungen stellt? Oder etwas ganz ­anderes, beispielsweise die Tatsache, dass alle im Großraumbüro arbeiten und konzentriertes Arbeiten nur schwer möglich ist? Auch Menschen können einem die Energie rauben, zum Beispiel notorische Jammerer oder Schwarzseher. Ganz gleich, was einem die Energie raubt. Wichtig dabei ist, genauer nachzuforschen. Sich etwa zu fragen, was an den vielen ­Meetings denn so viel Kraft kostet. Ist es der zwischenmenschliche Umgang, unterschwel­lige Konflikte, fehlende Strukturen innerhalb der Meetings oder die Ineffizienz? Wer weiß, was ihn beeinträchtigt, kann dann auch gezielter etwas dagegen unternehmen: etwa einzelne Meetings abschaffen oder sie ­seltener stattfinden lassen, ein kompetentes Teammitglied den anspruchsvollen Kunden ­betreuen lassen oder an der Bürostruktur ­etwas ändern und beispielsweise Stillarbeitsräume einführen. Was dir noch die Energie rauben kann und wo die Energie Tipp 5: Behandele dich selbst wie eine beste Freundin! Selbstmitgefühl heißt: mit sich umzugehen, wie Freunde es untereinander tun. Konkret bedeutet das: Wenn du wieder vor schwierigen Herausforderungen stehst, könntest du dich in solchen Momenten fragen, welchen Rat dein bester Freund oder deine beste Freundin jetzt für dich hätte. Diesen Vorschlag macht Claudia Elsässer ­vielen ihrer Klientinnen und Klienten: „Es hilft häufig, wenn ich ein Problem aus einem anderen Blickwinkel betrachte.“ Damit der Perspektivwechsel gelingt, kannst du dir zum Beispiel vorstellen, dass du dir selbst im Café gegenübersitzt. Welche Fragen würdest du dir stellen? Welche Ratschläge würdest du dir geben? Auch Jutta Heller gibt Unternehmerinnen und Unternehmern Tipps, die in eine ähnliche Richtung gehen: Betrachte die aktuelle Herausforderung aus der Sicht eines Mitarbeiters, Kunden oder eines Familienmitglieds und überlege: Wie würde diese Person als ­Außenstehende das Problem beurteilen? In vielen Fällen hilft so ein Perspektivwechsel, die ­eigene Situation zu relativieren. Tipp 6: Mach das Was-wäre-wenn-Experiment! Stell dir einmal vor, dein Selbstmitgefühl nimmt ab heute jeden Tag ein kleines bisschen ab. Was für ein Mensch wärest du dann in ­einem halben Jahr? Bei der Arbeit, aber auch in deinem Privatleben? Was für ein Mensch ­wärest du in fünf Jahren? Wie würdest du dich fühlen und dich anderen gegenüber verhalten? Diese Übung empfiehlt Jutta Heller, um die ­Bedeutung von Selbstmitgefühl für sich persönlich zu erfahren. Das Was-wäre-wenn-Experiment kann auch in die andere Richtung funktionieren: Was ­wäre, wenn dein Selbstmitgefühl ab heute ­jeden Tag etwas zunehmen würde? Wie sähe dein Leben dann in einem halben Jahr oder in fünf Jahren aus? „Wenn meine Klientinnen und Klienten diese Fragen beantworten, wird den meisten sofort klar: Ohne Selbstmitgefühl geht es nicht“, sagt Jutta Heller. Tipp 7: Stell dir die Wunderfrage! Um das Selbstmitgefühl zu fördern, könnte sich auch der Ansatz der sogenannten Wunderfrage eignen. Bekannt wurde dieses Konzept durch den US-amerikanischen Psychotherapeuten und Autor Steve de Shazer. Kurz zusammengefasst, besteht das Ziel ­dieser Methode darin, den Fokus weg von den Problemen hin zu Lösungen zu lenken. Dabei stellt du dir vor, wie dein neuer Alltag aussehen könnte, wenn über Nacht wie durch ein Wunder alle derzeitigen Probleme verschwunden sind. Dazu stellst du dir die Frage: Woran ­erkenne ich, dass ein Wunder geschehen ist? Wie macht sich das bemerkbar? Mit der Übung sollen Ideen und Lösungen zutage ­gefördert werden, die bereits in dir schlummern und an die du angesichts der komplexen Herausforderungen im Alltag bislang nicht denken konntest.

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