SC Pisa unter Filippo Inzaghi auf Aufstiegskurs: Geht’s doch noch schief in Pisa?

Unter Filippo Inzaghi steht SC Pisa vor der Rückkehr in die Serie A. Doch nach zwei Niederlagen kommen Zweifel auf: Verspielt die Mannschaft noch den Vorsprung?

Mär 26, 2025 - 16:01
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SC Pisa unter Filippo Inzaghi auf Aufstiegskurs: Geht’s doch noch schief in Pisa?

Spieler und Trainer nehmen sich am Mittelkreis in die Arme und lachen gemeinsam. Dann geht es vor die Kurve zu den Fans, um mit ihnen den Heimsieg gegen Juve Stabia zu feiern. Die Stimmung ist ausgelassen: Fans, Spieler und Trainerteam strahlen um die Wette. Der Grund ist klar: Der Pisa Sporting Club ist auf Kurs gen Serie A. Zum ersten Mal seit dem Abstieg 1991 winkt den Toskanern die Rückkehr in die erste italienische Liga. Doch ausgerechnet seit diesen glücklichen Szenen, seit dem Heimsieg gegen die SS Juve Stabia, hat Pisa zwei von drei Ligaspielen verloren. Können Filippo Inzaghi und das Team den zweiten Tabellenplatz ins Ziel retten?

Der SC Pisa ist aktuell in aller Munde – nicht nur wegen des sportlichen Erfolgs in dieser Saison. Mit „Pippo“ Inzaghi steht ein großer Name an der Seitenlinie. Er hatte als Spieler insgesamt 156 Tore in der Serie A und 46 in der Champions League erzielt. In der Königsklasse wird sein Bruder Simone – ebenfalls Trainer – Anfang April mit Inter Mailand auf den FC Bayern treffen. Und auch auf dem Platz sorgte kürzlich ein großer Name für Schlagzeilen. Der 17-jährige Louis Buffon, Sohn des früheren Welttorhüters Gianluigi, feierte am 9. März sein Profi-Debüt.

Bloß nicht den Fokus zu verlieren

Die Toskaner stehen aktuell fünf Punkte vor den Drittplatzierten aus La Spezia. Sollten sie den zweiten Platz halten, steigen sie direkt auf. Andernfalls droht ein beschwerlicher Weg über die Aufstiegs-Playoffs, in denen sie erst vor drei Jahren knapp gescheitert waren. In der Verlängerung mussten sie sich damals im Finale der AC Monza geschlagen geben. Der Traum der Serie-A-Rückkehr nach 31 Jahren war geplatzt – vorerst zumindest.

Dass Pisa diese Saison um den Aufstieg mitspielt, ist eine Überraschung. Die vergangene Saison hatten die Toskaner noch auf dem 13. Tabellenplatz beendet.

Entscheidenden Anteil an der positiven Entwicklung hat der Trainer Filippo Inzaghi. Er kam erst im vergangenen Sommer nach Pisa und galt längst als gescheiterter Trainer. Seine letzte Station bei Salernitana war ein reines Fiasko. Im Oktober 2023 verpflichtet, wurde er vier Monate später bereits wieder entlassen. In 16 Ligaspielen holte Salernitana unter ihm nur magere 10 Punkte – eine katastrophale Bilanz. Doch auch der erneute Trainerwechsel im Februar 2024 konnte die US Salernitana nicht retten. Sie stieg im Sommer 2024 in die Serie B ab.

Inzaghi blieb bisher erfolglos in der Serie A

Zu Beginn seiner Trainerkarriere, als er bei der AC Milan im Sommer 2015 anheuerte, war direkt nach seiner Debütsaison Schluss – der zehnte Tabellenplatz war eindeutig zu wenig. Nach einem Jahr Pause hatte Inzaghi dann den damals drittklassigen FC Venedig übernommen und scheiterte nur knapp am Durchmarsch in die Serie A. Aus der dritten Liga war ihm noch der Aufstieg in die Serie B gelungen, doch in den Aufstiegsplayoffs für die erste Liga war im Halbfinale dann Schluss.

Ihm persönlich sollte der Erstligaaufstieg im Sommer 2018 dennoch gelingen. Nur wenige Wochen nach der Pleite in den Playoffs zog er zum Serie-A-Klub FC Bologna weiter. Doch auch dort wurde er nach einer halben Saison wieder entlassen. So zog sich der Misserfolg durch Inzaghis Trainerkarriere, nur mit Benevento gelang ihm einmal der Aufstieg. Ein Jahr und einen Abstieg später wurde er erneut entlassen.

Bausteine des Erfolgs

Ein Grund für den aktuellen Erfolg des Pisa SC ist der Sommerneuzugang Adrian Semper. Der Torhüter kam von Serie-A-Aufsteiger Como 1907. Er überzeugt neben seiner guten Strafraumbeherrschung mit präzisen, langen und hohen Bällen im Aufbauspiel. Ohne Zweifel gehört der Kroate zu den besten Keepern der Liga.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist der gebürtige Berliner Idrissa Touré. Der deutsche Mittelfeldspieler kommt ursprünglich aus der Jugend von Tennis Borussia Berlin. Über Stationen in Leipzigs Jugend und kurzen Intermezzi bei den U23-Teams von Schalke und Werder landete er 2018 bei der zweiten Mannschaft von Juventus Turin. 2020 wurde er für ein Jahr in die Niederlande zu Vitesse Arnheim verliehen und wechselte in der darauffolgenden Saison nach Pisa. Bis zum vergangenen Sommer kam er fast ausschließlich im zentralen Mittelfeld zum Einsatz, doch Coach „Pippo“ sah ihn aufgrund seiner starken Physis als einen Schienenspieler. Der Plan Inzaghis ging auf. Touré kommt auf drei Tore und fünf Vorlagen in 25 Serie-B-Einsätzen: ein beachtlicher Wert für einen Schienenspieler wie ihn. Neben seinen Torbeteiligungen konnte er jedoch auch mit seiner hohen Intensität und seiner Kopfballstärke überzeugen. Der Deutsche entscheidet viele Luftzweikämpfe für sich und kann Bälle festmachen. Ansonsten begeistert er auch mit seiner Arbeit gegen den Ball: Seine Ausdauer ermöglicht ihm ein konsequentes Anlaufen des Gegners.

Und Filippo Inzaghi setzt im Spiel gegen den Ball auf hohes Pressing und Konterfußball mit schnellen vertikalen Pässen. Die Gegner sollen in ihrer eigenen Hälfte unter Druck gesetzt und so zu Ballverlusten gezwungen werden. Sobald der Ball erobert wurde, geht es schnell nach vorn. Die Zahlen sprechen dabei für den Erfolg der Taktik Inzaghis: Pisa stellt mit 50 Toren die zweitbeste Offensive und gemeinsam mit der SSC Bari die drittbeste Defensive.

Nach dem Sieg gegen Mantova 1911 am vergangenen Sonntag strahlte „Pippo“ Inzaghi eine beeindruckende Gelassenheit aus. Er stellte auf der Pressekonferenz klar, dass ihn die zwei knappen Niederlagen zuvor gegen die direkte Konkurrenz aus Sassuolo und La Spezia nicht aus der Ruhe brachten: „Wir hatten zweimal verloren, aber ich war sehr entspannt (...), wenn man so verliert, wird man wieder gewinnen.“

Wie ist zu erklären, dass der Coach trotz zwei Niederlagen am Stück die Ruhe bewahrte? Ein nüchterner Blick auf die Tabelle verrät, dass mit Ligaprimus US Sassuolo Calcio und Verfolger Spezia die zwei stärksten Gegner der Liga auf Pisa trafen. Zusätzlich musste Pisa beide Male auswärts ran. Kurz gesagt: Innerhalb einer Woche standen für Pisa die zwei schwierigsten Spiele der Saison an. Zusammen genommen sind die zwei Niederlagen am Stück bitter, isoliert betrachtet jedoch verkraftbar.

Doch auch die Art und Weise, wie Pisa verlor, konnte durchaus Mut machen. Beide Partien gingen knapp verloren, und Pisa spielte mit den beiden anderen Topteams der Liga auf Augenhöhe. Spitzenreiter Sassuolo kam beim 1:0-Heimsieg etwas häufiger zum Abschluss als Pisa (14 zu 10 Torschüsse), jedoch hatten die Toskaner über 50 Prozent Ballbesitz. Bei der 2:3-Niederlage gegen Spezia Calcio war die Torschussstatistik mit 9:9 sogar komplett ausgeglichen. Inzaghi hat zurecht Ruhe bewahrt. Sein Team hat die schwierigsten Aufgaben der Saison bereits hinter sich und war trotz des unglücklichen Ausgangs in der Lage, den Spitzenmannschaften der Liga die Stirn zu bieten.