Norovirus: Die Magen-Darm-Grippe breitet sich aus – was man jetzt wissen muss

Erbrechen, Durchfall, Fieber – das Norovirus hat Saison und ist hochansteckend. Wer jetzt besonders aufpassen muss und wie man sich vor der Magen-Darm-Grippe schützen kann. 

Feb 13, 2025 - 19:11
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Norovirus: Die Magen-Darm-Grippe breitet sich aus – was man jetzt wissen muss

Erbrechen, Durchfall, Fieber – das Norovirus hat Saison und ist hochansteckend. Wer jetzt besonders aufpassen muss und wie man sich vor der Magen-Darm-Grippe schützen kann. 

Das Norovirus ist hochinfektiös, weit verbreitet und ein überaus unangenehmer Gast im Körper. Wer einmal eine Magen-Darm-Grippe (Gastroenteritis) hatte, weiß, wie niederschmetternd Brechdurchfall sein kann – und für manche sogar lebensgefährlich. Derzeit hat das Virus Saison. Seit Jahresbeginn steigen die Infektionszahlen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet für die ersten fünf Wochen des Jahres 14.240 Fälle in Deutschland, weit mehr als im Vorjahr (12.348). Und das sind nur die dokumentierten Fälle. 

Besonders gebeutelt von dem Norovirus ist aktuell Nordrhein-Westfalen, wo in diesem Jahr bereits 3249 Fälle gemeldet wurden und derzeit laut den aktuellsten offiziellen Zahlen auch am meisten Menschen infiziert sind: 548 (Stand: Kalenderwoche fünf). Auch in Sachsen (398), Baden-Württemberg (314), Bayern (308) und Niedersachsen (231) sind die Infektionszahlen hoch.

Wer ist besonders gefährdet, sich jetzt anzustecken? Für wen kann das Virus gefährlich werden? Und wie kann man sich schützen? Die wichtigsten Fakten im Überblick.

Was ist das für ein Erreger?

Noroviren wurden 1972 entdeckt und gehören zur Familie der Caliciviridae. Sie sind weltweit verbreitet und zählen in Deutschland zu den häufigsten Erregern infektiöser Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes. Noroviren werden in fünf Gruppen unterteilt, von denen für den Menschen drei relevant sind: GI, GII und GIV. Die Viren zeichnen sich durch eine hohe Genomvariabilität aus. Das bedeutet, dass sie sich ständig verändern und so die menschliche Immunabwehr umgehen können. Die Immunität nach einer Infektion hält daher, wenn überhaupt, nur kurz an. 

Reizdarm 21.04

Wann und wie häufig tritt eine Norovirus-Gastroenteritis auf?

Mit Noroviren kann man sich das ganze Jahr über infizieren, allerdings kommt es vermehrt in den Herbst- und Wintermonaten, zwischen Oktober und März, zu Ausbrüchen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt die jährlich registrierten Norovirus-Fälle auf 658 Millionen weltweit. Allein 200 Millionen der Fälle entfallen auf Kinder unter fünf Jahren. Für Deutschland registrierte das Robert-Koch-Institut (RKI) für das Jahr 2024 insgesamt 76.223 gemeldete Fälle, ein erheblicher Anstieg zu 2023 als 53.930 Fälle erfasst wurden.

Wer ist besonders gefährdet?

Mit Noroviren können sich alle Altersgruppen anstecken. Besonders häufig betroffen sind Kinder unter fünf Jahren und Ältere über 70 sowie Menschen mit einem geschwächten Immunsystem. Deshalb kommt es immer wieder zu akuten Ausbrüchen in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten, Krankenhäusern und Altenheimen. Befeuert werden diese Ausbrüche durch eine explosionsartige Verbreitung der Viren. Im schlimmsten Fall endet eine Magen-Darm-Grippe tödlich. Die WHO spricht von geschätzten 200.000 Todesfällen im Jahr, davon entfallen 50.000 auf Kinder unter fünf Jahren. Vor allem Länder mit niedrigem Einkommen sind von solchen schweren Infektionsfällen betroffen.

Wie wird das Norovirus übertragen?

Das Norovirus ist hochansteckend und verbreitet sich schnell. Am ansteckendsten sind Infizierte in der akuten Krankheitsphase und noch mindestens zwei Tage nach Abklingen der Symptome. Das Norovirus kann in der Regel zwischen sieben und 14 Tage lang ausgeschieden werden, manchmal auch über Wochen. Was das Norovirus besonders fies macht: bereits geringe Viruszahlen reichen für eine Infektion des Menschen aus. Die Viren werden am häufigsten durch direkten Kontakt zu Erkrankten und dabei vor allem über den Stuhl und Erbrochenes übertragen. Es kann aber auch zu indirekten Übertragungen kommen, denn durch das Erbrechen verteilen sich virushaltige Tröpfchen. So kann es beispielsweise auch über die Augen oder durchs Einatmen zu einer Ansteckung kommen. Auch verschmutzte Waschbecken, Türgriffe oder Toilettenbecken sind potenzielle Übertragungsquellen. Infektionen können außerdem von kontaminierten Lebensmitteln wie Salaten, Krabben oder Muscheln sowie von verunreinigtem Wasser ausgehen.

Wie ist der Krankheitsverlauf?

Ab Infektion bis zum Ausbruch der Erkrankung können mehr als zwei Tage vergehen. Die Inkubationszeit liegt bei etwa sechs bis 50 Stunden. Obwohl es auch leichte Verläufe gibt ohne Symptome, kommt es in der Regel gerade zu Beginn der Erkrankung meist zu schwallartigem, heftigem Erbrechen sowie Durchfall. Obendrein können Bauchschmerzen, Fieber, Mattigkeit, Kopf- und Muskelschmerzen auftreten. Meist klingen die Symptome nach einigen Tagen vollständig ab. Allerdings kann es während der Erkrankung unter anderem zu einem starken Flüssigkeitsverlust kommen, was Behandlungen im Krankenhaus nötig machen kann. Eine Norovirus-Infektion kann in seltenen Fällen zum Tode führen.

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Wie wird eine Erkrankung behandelt?

Eine Impfung gegen das Virus gibt es nicht, es können nur die Symptome behandelt werden. Die Behandlung konzentriert sich in der Regel darauf, den Flüssigkeits- und Elektrolyteverlust auszugleichen. Erkrankte sollten deshalb reichlich trinken, am besten stilles Wasser oder Tees wie Fenchel oder Kamille. Magenschonend sind Zwieback oder Haferschleim. Auch klare Suppen wie Brühen sind geeignet, diese helfen außerdem, den Elektrolythaushalt wieder auszugleichen. Spezielle Elektrolytpräparate gibt es auch in der Apotheke. Spätestens wenn sich die Symptome nach drei Tagen nicht bessern, Kreislaufprobleme, Muskelkrämpfe oder Verwirrtheit auftreten, sollte ein Arzt konsultiert werden.

Wie kann man sich schützen?

Hygiene, Hygiene, Hygiene. Besonders wichtig ist gründliches Händewaschen. Auch frische Lebensmittel sollten gut gewaschen und Meeresfrüchte ordentlich durcherhitzt werden. Zur Reinigung von verschmutzen Waschbecken, Türgriffen, Toiletten und Böden sollten bestenfalls Gummihandschuhe und Einmaltücher verwendet und anschließend entsorgt werden. Erkrankte sollten in der akuten Phase möglichst Bettruhe wahren und den Kontakt mit anderen einschränken. Sie sollten zudem keinerlei Essen für andere zubereiten. Da das Virus noch ein bis zwei Wochen, in Ausnahmen sogar mehrere Wochen nach einer akuten Erkrankung über den Stuhl ausgeschieden werden kann, sollte weiterhin eine strikte Toiletten- und Händehygiene eingehalten werden. Weitere Empfehlungen gibt das Robert-Koch-Institut.

Quellen: Robert-Koch-Institut, Weltgesundheitsorganisation, Infektionsschutz, Epidemiologische Bulletin