Neuer POC Cularis MTB-Helm im ersten Test: Leicht und belüftet über die Trails
Mit dem POC Cularis präsentieren die Schweden einen MTB-Helm, der mit Ventilation und hohem Schutz überzeugen soll. Erster Test.

Neuer POC Cularis Trail-Helm: Basierend auf der Expertise der bekannten Helme Tectal und Kortal bringen die Schweden von POC jetzt mit dem Cularis einen neuen MTB-Helm auf den Markt, der mit erstklassiger Ventilation, geringem Gewicht und hohem Schutz überzeugen soll – wir haben den Helm schon mal aufgesetzt.
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POC Cularis MTB-Helm: Infos und Preise
Neuer MTB-Helm gefällig? Mit dem Cularis präsentiert POC jetzt einen neuen Vertreter seiner Halbschalen-Range, der speziell für Trail-Biker mit hohem Schutzlevel und ebenso hoher Belüftung entwickelt wurde. Der Helm wiegt je nach Größe zwischen 350 g und 431 g (unser Testhelm in Größe L wiegt selbst gewogen 430 g) und ist mit Features wie dem Mips Air Node System, einer Fidlock-Schnalle und einem Break-Away-Helmschirm ausgestattet.
Eine Eye Garage sorgt für eine Verstaumöglichkeit der Brille. Der Cularis ist für 230 € (UVP) in drei Größen erhältlich. Farben kennen wir leider noch nicht, aber wie wir die Schweden kennen, wird es hier auch einiges an Auswahl geben – unser Testhelm kommt in Schwarz.
- Leichter Trail-Helm mit großzügiger Kopfabdeckung
- Material EPS-Schale mit Polycarbonat-Außenschale
- Sicherheit Mips Air Node
- Besonderheiten Break-Away-Helmschirm, Eye Garage, Fidlock-Schnalle
- Anpassung 360-Grad-Verstellsystem, verstellbare Riemen, Höhenverstellung
- Gewicht 360 g (S), 350 g (M), 430 g (L) (Herstellerangabe)
- Größen S (50-56), M (54-59), L (56-61)
- Farben fluorescent orange/black, navy blue/white, black/white, white/black, dark green/white, red/black, single color gray, all back, all-white
- Zertifizierungen/Ratings CPSC/CE/EN, Virginia Tech 5 Star Rating
- Verfügbarkeit ab sofort im Handel / ab 8.4. auch online auf poc.com
- www.poc.com
- Preis 230 € (UVP)
Im Detail
Der Cularis orientiert sich an Modellen wie Tectal und Kortal. Besonderes Highlight ist die Belüftung: Inspiriert von den Rennradhelmen der eigenen Marke soll die Luft gezielt durch den Helm geleitet werden, um eine effiziente Kühlung zu gewährleisten. Optimiert wurde der Luftstrom durch CFD-Analysen („Computational Fluid Dynamics“) – so soll dieser besonders präzise abgestimmt worden sein.
Luftig und gleichzeitig sicher? Wenn es nach POC geht, ja: Dafür wird bei dem Helm auf eine Kombination aus einer EPS-Schale und einer Polycarbonat-Außenschale gesetzt, die einen ausbalancierten Schutz bieten sollen. Damit dahinter nicht nur einfach große Worte stecken, hat man den Helm beim Virginia Tech testen lassen – dabei erhielt der Helm nicht nur eine Fünf-Sterne-Bewertung, er wird von POC auch als der derzeit bestbewertete Trail-Helm überhaupt bezeichnet. Das integrierte Mips Air Node System soll zusätzlich bei schrägen Aufprallen schützen. Der Break-Away-Helmschirm löst sich bei Stürzen oder Kontakt mit Hindernissen, um Kräfte auf Kopf und Nacken zu minimieren, und kann danach wieder angebracht werden. Dabei ist das Visier in drei Positionen verstellbar.
Für Komfort sorgen verschiedene Anpassungsmöglichkeiten: Mit einem 360-Grad-Mechanismus, der sich per Drehrad zuziehen lässt, verstellbaren Riemen und einer Höhenverstellung in drei Stufen am Heck lässt sich der Helm je nach Kopfform einstellen. Die Fidlock-Schnalle ermöglicht eine einfache Handhabung, Brillen finden in der „Eye Garage“ Platz – die äußersten Belüftungsöffnungen verfügen über zwei kleine Silikonpatches, welche die Brillenbügel beim Hineinschieben mit Grip versorgen.
Auf dem Trail
Kurz vor Embargo-Ende erreichte uns der Helm gerade noch – wir konnten den neuen Cularis bereits kurz auf einigen Fahrten zur Probe fahren. Einstellen ist erstmal Pflicht: Ab Werk kam der Helm für mich nicht passend. Also die Verstellung am Hinterkopf komplett ausgefahren, die Helmriemen entsprechend an die Ohren angepasst und den Kinnriemen angepasst. Sitzt! Tatsächlich ist der Cularis so enorm komfortabel und passt selbst mit meinem großen, eher kantigen Kopf gut zusammen. Die Polster mit MIPS-Technik sind dabei sehr dünn gehalten, was den angenehmen Tragekomfort allerdings nicht trübt – und weniger Schweiß nimmt der Helm so ebenfalls auf.
Nichts drückt, nichts stört und besonders der Fidlock-Verschluss freut: Die einhändige Bedienung funktioniert mit dieser Schnalle schlichtweg perfekt. Im Vergleich mit einem POC Kortal wirkt der Cularis optisch viel kompakter und trägt sich meiner Meinung auch besser. Die Belüftung ist angenehm und spürbar, aber nicht zu stark – auch wenn wir es nicht ausprobiert haben, sollte der Helm mit einer dünnen Mütze so auch gut im Winter tragbar sein.
Welche Brille in der Eye Garage griffig Platz findet, hängt stark von der Bauform ab – wir haben es ausschließlich mit Nicht-POC-Brillen ausprobiert. Modelle wie die Oakley Sutro oder eine Bliz Fusion lassen sich sicher verstauen, stoßen aber dann mit den Bügeln leicht am Kopf an – eine 100% S3 lässt sich hingegen ideal arretieren.
Der POC Cularis ist ein guter Wurf: Optisch viel weniger ausladend als beispielsweise ein POC Kortal, sitzt der Cularis selbst auf schwierigen Köpfen sehr angenehm auf dem Kopf und besticht dabei mit einer eher unauffälligen, schicken Optik. Auch die Belüftung kann beim ersten Test überzeugen. Bleibt der Preis – mit 230 € ist der Helm nicht günstig.
Wie gefällt euch der neue POC Cularis?
Warum MTB-News Helme nicht auf dem Prüfstand testet
Jeder Helm muss verschiedene Tests und Normen bestehen, bevor er auf dem europäischen Markt verkauft werden darf. Die Praxisrelevanz dieser Normen, bei denen die Helme nach einem standardisierten Verfahren auf einem Prüfstand getestet werden, wird teilweise kontrovers diskutiert. Um eine Verkaufserlaubnis für den europäischen Markt zu erhalten, müssen Fahrradhelme bestimmte Standards erfüllen.
Hierzulande besonders relevant ist die Prüfnorm DIN EN 1078. Bei dieser Norm fällt der Helm – inklusive Prüfkopf, dessen Masse zwischen 3,1 und 6,1 kg beträgt – zunächst aus einer Höhe von etwa 150 cm mit einer Aufprallgeschwindigkeit von 19,5 km/h auf eine Stahlplatte. Anschließend fällt der Helm aus einer Höhe von circa 110 cm auf ein dachförmiges Ziel. Die Aufprallgeschwindigkeit beträgt hier 16,5 km/h. Im Prüfkopf befindet sich ein Sensor, der die Beschleunigung misst. Liegt diese unter 250 g, gilt der Test als bestanden und die Norm ist erfüllt.
Die Hersteller der Helme kommunizieren nur, wenn der Helm den Test bestanden hat – nicht jedoch mit einem konkreten Prüfergebnis. Die schwedische Versicherung Folksam hat 2015 mit einem aufwändigen Versuchsaufbau mehrere Helme auf dem Prüfstand getestet und anschließend die Ergebnisse veröffentlicht. Studien aus dem American Football zeigen, dass Gehirnerschütterungen ab einer Einwirkung von 60 bis 100 g auftreten können. Bei einer Einwirkung von 250 g – also dem Höchstwert, den ein Helm bei der DIN EN 1078 aufweise darf – liegt ein 40-prozentiges Risiko für eine Schädelfraktur vor.
Bei unserem MTB Helm Test haben wir uns gegen einen Test auf dem Prüfstand entschieden. Dieses Thema haben wir vorab redaktionsintern diskutiert und uns dabei unter anderem folgende Fragen gestellt:
- Simuliert man auf dem Prüfstand nur die beiden Situationen, die auch für die Erfüllung der DIN EN 1078-Norm relevant sind?
- Wie relevant ist ein Aufprall aus einer Höhe von 150 cm mit einer Aufprallgeschwindigkeit von 19,5 km/h auf eine Stahlplatte für einen Trail- oder Enduro-Helm?
- Und wie relevant ist ein Aufprall aus einer Höhe von 110 cm auf ein dachförmiges Ziel für einen Trail- oder Enduro-Helm?
- Sollte man nicht auch die auf den Kopf einwirkenden Rotationskräfte messen?
- Wie simuliert man im Labor einen bei einer Trailfahrt typischen Sturz?
- Müsste man nicht mehrere Ausführungen ein und desselben Helmes auf dem Prüfstand testen, um eine Serienstreuung auszuschließen?
- Wie, wo und wann testet man?
- Wie viel Schutz bietet ein Helm, der im Labor hervorragend funktioniert, in der Praxis aber schlecht auf dem eigenen Schädel sitzt?
- Wie viele Helme müsste uns eigentlich jeder Hersteller zuschicken, damit wir jedes Modell sinnvoll im Labor und auf dem Trail testen können?
Die Antwort auf die Frage, weshalb wir die Helme nicht im Labor auf dem Prüfstand getestet haben, ist also komplexer, als man zunächst annehmen würde. Unter idealen Bedingungen hätten wir natürlich gerne jeden Helm auch hinsichtlich seiner konkreten Schutzwirkung möglichst objektiv, reliabel und valide getestet. Generell begrüßen wir es, wenn die Hersteller der Helme den Fokus vor allem auf sicherheitsrelevante Aspekte legen und würden uns eine praxisrelevante Überarbeitung der aktuell für Trail- und Enduro-Helme notwendigen DIN EN 1078 wünschen.
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