Musk will wieder mehr Tesla: Doch der Zug ist längst abgefahren

Elon Musk zieht offenbar Konsequenzen aus dem desaströsen Abschmieren von Tesla. Der CEO will sich mehr auf den E-Auto-Konzern konzentrieren, weniger auf seine Sparmaßnahmen für das Weiße Haus. Diese Erkenntnis kommt Wochen zu spät – und ihr Erfolg ist fraglich.Ein Kommentar von Felix Gräber

Apr 27, 2025 - 16:24
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Musk will wieder mehr Tesla: Doch der Zug ist längst abgefahren

Elon Musk zieht offenbar Konsequenzen aus dem desaströsen Abschmieren von Tesla. Der CEO will sich mehr auf den E-Auto-Konzern konzentrieren, weniger auf seine Sparmaßnahmen für das Weiße Haus. Diese Erkenntnis kommt Wochen zu spät – und ihr Erfolg ist fraglich.

Ein Kommentar von Felix Gräber

Musk ist und bleibt der Klotz am Bein von Tesla

In den ersten Monaten 2025 hat sich das Image von Tesla für viele E-Auto-Fans und in großen Teilen der Weltöffentlichkeit gewandet. Vom E-Auto-Pionier wurde die Marke zur Gelddruckmaschine für ihren bestenfalls fragwürdigen, meiner Meinung nach zumindest größenwahnsinnigen Chef.

Proteste gegen Musks politische Eskapaden gab es hierzulande ebenso wie in den USA. Nicht selten wurden auch die Fahrzeuge und Showrooms von Tesla dabei zum Ziel von Attacken. Gewalt sollte in keinem Fall politisches Mittel sein, doch die Ausschreitungen zeigen deutlich: Für Musk und Tesla geht es so nicht weiter.

Nach der Präsentation der aktuellen Quartalszahlen ist jetzt auch Musk selbst wohl zu diesem offensichtlichen Schluss gelangt. Die Auslieferungen von Tesla-Fahrzeugen sind um 13 Prozent eingebrochen. Der Umsatz sackte um 9 Prozent ab, der Unternehmensgewinn wurde mit einem Minus von 71 Prozent praktisch pulverisiert.

So will Musk sich jetzt wieder verstärkt seinen weitgreifenden, unternehmenslenkenden Aufgaben bei Tesla widmen, um mit seinen unbescheidenen Fähigkeiten den Karren aus dem Schlamm zu ziehen, das Ruder herumzureißen oder wie man es in solch ernsten Situation mit möglichst viel Pathos nun mal ankündigen muss.

Daraus wird allerdings nichts werden. Genau wie Trump mit praktisch den gesamten Vereinigten Staaten hat auch Musk bei Tesla in nur wenigen Wochen so umfassende Schäden angerichtet, dass sie – wenn überhaupt – nur mit jahrelangem massivem Einsatz wieder wettzumachen sind. Gelingen dürfte das Tesla zudem wohl nur in den USA selbst. International hat sich Musk schon heute zu tief in die Nesseln gesetzt. Aus Tesla kann nur noch etwas werden, wenn er seinen Hut nimmt – und das eher früher als später.

Professionelle Analysten und andere Marktbeobachter haben in Musk schon seit Jahren ein wachsendes Risiko für seine Unternehmen gesehen. Mit immer neuen Versprechungen, die praktisch nie in ihrer ursprünglichen Form Bestand hatten, hat der CEO den Aktienkurs seiner Firma regelmäßig in neue Höhen getrieben. Zwar hat er mit seinen Produkten auch geliefert, aber eben nie genau so oder genau dann wie eigentlich versprochen. Das wurde immer wieder zur Belastung.Link

Spätestens seit seinem politischen Engagement auf Seiten von US-Präsident Trump, seinen Einmischungen in internationale Politik und seiner neuen Rolle als Sonderberater der US-Regierung ist klar, dass Musks Außenwirkung auf Tesla abfärbt – wenn nicht sogar völlig überspringt. Das Risiko seiner Position hat sich im Zusammenbruch des Unternehmenswerts und der Absatzzahlen realisiert.

Musk muss weg – nicht nur aus dem Weißen Haus

Die Folgerung müsste sein: Musk kann für Tesla nicht mehr tragbar sein. Doch wegzudenken ist er bisher auch nicht. Kommt er nun mit Macht zurück, dürfte das durchaus für eine zwischenzeitliche Erholung und sogar neue Zuversicht für Tesla an der Börse sorgen.

Doch Elon Musk hat eben auch bewiesen, dass ihm kein Trick zu schäbig, keine Massenentlassung zu menschenfeindlich und keine politischen Machenschaften zu absurd sind, um sie nicht doch durchzuziehen, solange er sich nur irgendetwas davon verspricht.

Ich denke, in den USA könnte Tesla durchaus auch mit Musk relevant bleiben. Auch Länder, die den totalitär abdriftenden USA aus politischer Überzeugung und Opportunismus die Stange halten, könnten bei Präsident Trumps gutem Freund mit einer Großbestellung sicher gute Deals machen – denn was, wenn nicht großartige Deals, kann in Trump-Land als neue Währung herhalten? (Ich hoffe wirklich, ihr lest hier die gehörige Portion sarkastischer Verzweiflung heraus.)

Abseits davon dürfte Musk in vielen Ländern Europas, aber auch beispielsweise in Kanada auf absehbare Zeit nur noch verbrannte Erde vorfinden statt elektrohungriger Absatzmärkte. Dan Ives, lange Zeit über Tesla positiv gestimmter Analyst bei Wedbush Securities, rechnet mit einem langfristigen Minus von 15 bis 20 Prozent auf die Tesla-Nachfrage (Quelle: Tagesschau) – allein dank des großartigen CEOs.

Ob der US-Autobauer in und mit China künftig noch auf ein gutes Geschäft hoffen darf, da wage ich derzeit lieber überhaupt keine Prognose. So oder so, Tesla ist schon heute und wäre – da bin ich mir sicher – auch in Zukunft ohne Elon Musk weit besser dran als mit ihm.

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