Laut Psychotherapeutin: Was ist beim Setzen von Grenzen besonders wichtig?

Grenzen setzen ist wichtig, um sich selbst zu schützen – körperlich und emotional. Welche Fehler uns dabei schnell passieren und wie wir sie verhindern können.

Apr 11, 2025 - 14:31
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Laut Psychotherapeutin: Was ist beim Setzen von Grenzen besonders wichtig?

Grenzen setzen ist wichtig, um sich selbst zu schützen – körperlich und emotional. Welche Fehler uns dabei schnell passieren und wie wir sie verhindern können.

Manchmal ist es gar nicht so einfach, "Nein" zu sagen. Sich nicht mit der besten Freundin zu treffen, sondern auf den eigenen Körper zu hören: Stopp, ich brauche eine Pause. Leg dich bitte mit einem Roman aufs Sofa und erhol' dich. Oder sich bei der ersten Begegnung mit einer Person noch nicht von ihr umarmen zu lassen, sondern mit Abstand die Hand zu schütteln: Ich fühle mich mit dieser kleinen Distanz einfach erst mal wohler.

Dennoch ist es wichtig, diese und weitere Grenzen zu setzen. Denn nur so können wir uns körperlich und emotional schützen, für unsere eigenen Bedürfnisse und Werte einstehen und unseren Mitmenschen vermitteln, was für uns okay ist und was nicht.

Aber wie kommunizieren wir unsere Grenzen richtig, sodass sie auch sofort von unserem Gegenüber verstanden und respektiert werden? Die Psychotherapeutin Sharon Martin definiert gegenüber "Psychology Today" fünf Dinge, auf die wir besonders achten sollten – denn dabei passieren die meisten Fehler.

5 Fehler, die wir häufig beim Grenzen setzen machen

1. Wir versuchen, andere statt uns selbst zu verändern

Oft probieren wir zuerst das Verhalten anderer zu beeinflussen, bevor wir auf uns selbst schauen. "Es ist oft effektiver, sich auf das zu konzentrieren, was du ändern kannst, als von anderen zu erwarten, dass sie ihr Verhalten ändern", erklärt Martin mit einem praktischen Beispiel aus dem Alltag: "Anstatt deine Mutter beispielsweise ständig zu bitten, dir im Schlaf keine SMS mehr zu schreiben, könntest du ihr sagen, dass du dein Handy abends ausschaltest und antwortest, sobald du erreichbar bist."

2. Wir geben immer wieder nach

Vielleicht findet es meine beste Freundin nicht toll, wenn ich Zeit für mich brauche – doch ist das ausschlaggebend? "Nicht jeder wird mit deinen Grenzen zufrieden sein, und manche Menschen könnten sich direkt oder subtil wehren. Nur weil jemand deine Grenzen nicht mag, heißt das jedoch nicht, dass sie falsch sind oder geändert werden sollten", stellt die Expertin klar. Bleiben wir konsequent und stehen wirklich für unsere Bedürfnisse ein, können wir unsere Grenzen auch durchsetzen.

3. Wir sind zu festgefahren

Natürlich sollten wir uns trotzdem nicht gänzlich vor Kompromissen oder Ausnahmen verschließen. Geht es etwa einem Freund nicht gut, wir hatten aber Me-Time geplant, wäre es für die Freundschaft eher schädlich, die eigene Grenze wahren zu wollen.

Keine Ausnahmen machen wir allerdings, wenn es um sogenannte "Deal-Breaker-Grenzen" geht, die unsere Gesundheit und Sicherheit schützen sollen. Dazu zählen unter anderem körperliche Gewalt oder Untreue.

4. Wir verkomplizieren es

Wir müssen unsere Grenzen nicht rechtfertigen oder argumentieren, sie müssen einfach respektiert werden. "Beim Setzen von Grenzen ist weniger oft mehr, insbesondere im Umgang mit Menschen, die dazu neigen, sich zu wehren", schreibt Sharon Martin bei "Psychology Today", "anstatt zu erklären, halte es einfach. Ein klares 'Das funktioniert bei mir nicht' reicht oft aus." 

Manchmal helfen auch Taten statt Worte. "Wenn dich jemand anschreit, kannst du einfach den Raum verlassen oder das Gespräch beenden, anstatt zu erklären, warum das inakzeptabel ist. So kommunizierst du deine Grenzen effektiv, ohne unnötige Konflikte zu verursachen", rät die Therapeutin.

5. Wir handeln unüberlegt im Affekt

Im Affekt, vor allem wenn wir verärgert sind, rutschen uns schnell Drohungen oder Ultimaten raus. Das seien der Expertin zufolge jedoch keine echten Grenzen, sondern lediglich Versuche, zu kontrollieren oder zu bestrafen, die Konflikte eher eskalieren lassen, statt langfristige Veränderungen herbeizuführen. 

Besser wäre dieser Weg: "Sofern du nicht in unmittelbarer Gefahr bist, nimm dir Zeit, dich zu beruhigen, bevor du eine Grenze setzt. Überlege dir, was du brauchst und wie du es am besten kommunizierst. Durchdachte, klar formulierte Grenzen werden eher respektiert und sind wirksamer."