Kryptowährungen: Götterdämmerung an den Kryptobörsen – Bitcoin im freien Fall
Die weltweit wichtigste Kryptowährung Bitcoin ist auf den niedrigsten Stand seit November vergangenen Jahres gefallen. Ist der Trump-Effekt schon verpufft?

Die weltweit wichtigste Kryptowährung Bitcoin ist auf den niedrigsten Stand seit November vergangenen Jahres gefallen. Ist der Trump-Effekt schon verpufft?
Top-Ökonomen und Aufseher haben erst kürzlich gewarnt: Donald Trumps kryptofreundliche Politik könnte eine Spekulationsblase befeuern. Am Freitag nun ist die weltweit wichtigste Kryptowährung Bitcoin, belastet durch die Unsicherheit über die Zollpläne des US-Präsidenten, auf den niedrigsten Stand seit November vergangenen Jahres gefallen.
Sie fiel zuletzt um mehr als fünf Prozent auf 79.666 Dollar und handelte zum ersten Mal seit dem 11. November unter 80.000 Dollar. „Der Sturz von Bitcoin unter 80.000 Dollar zeigt, dass die positive Stimmung einer kryptofreundlichen Regierung und hochkarätige Befürwortungen ihren Lauf genommen haben“, sagte Joshua Chu, Co-Vorsitzender der Hong Kong Web3 Association.
Bitcoin-Versprechen noch nicht eingelöst
Bitcoin war am Tag von Trumps Amtseinführung am 20. Januar auf das bisherige Rekordhoch von 109.356 US-Dollar gestiegen. Seitdem ist der Wert zum US-Dollar um mehr als 28 Prozent gesunken. Auch andere Cyberdevisen wie Ether oder Ripple ließen Federn.
Zuvor hatten Bitcoin und Co. fast flächendeckend steile Kursanstiege verzeichnet. Auslöser waren unter anderem Aussagen Trumps im Wahlkampf, die USA zur führenden Kryptonation machen zu wollen. Dazu gehörte unter anderem das Vorhaben, eine strategische Bitcoinreserve aufzubauen. Auch Erwartungen an einen laxeren Umgang mit Kryptowährungen durch die Wertpapieraufsicht SEC trieben die Kurse.
Doch abgesehen von einer Reihe von Ernennungen kryptofreundlicher Regierungsmitarbeiter nach Trumps Amtsantritt, gab es seitdem für die Anleger wenig konkrete Nachrichten zur Kryptopolitik des Präsidenten. „Das Momentum ging zu Ende, als es keine neuen Nachrichten gab“, sagte Kyle Rodda, leitender Finanzmarktanalyst bei Capital.com. Ether, die zweitgrößte Kryptowährung nach Marktwert, fiel um fast sechs Prozent auf 2149,38 Dollar und damit auf den niedrigsten Stand seit Januar 2024. Darüber hinaus zogen Anleger ihr Geld aus Bitcoin-gestützten börsengehandelten Fonds ab.
Strafzölle drücken auf die Stimmung
Marktbeobachter führen die Zollentscheidungen der Trump-Regierung als Ursache für die Schwäche der Krypto-Kurse an. Der US-Präsident hat vor kurzem angekündigt, auf Importe aus der Europäischen Union einen Zoll von 25 Prozent zu erheben. Diese Ankündigung hatte nicht nur negative Auswirkungen auf den Kryptomarkt, sondern führte auch zu Kursverlusten an den traditionellen Aktienmärkten.
Der Kryptomarkt ist jedoch auch von Ereignissen betroffen, die das Vertrauen in digitale Währungen insgesamt erschüttern. Ein Beispiel dafür ist der spektakuläre Diebstahl von Milliardenbeträgen an der Kryptobörse Bybit in Dubai. Vor einer Woche gelang es kriminellen Hackern, Digitalwährungen im Wert von 1,5 Mrd. US-Dollar (etwa 1,44 Mrd. Euro) auf illegale Weise umzuleiten.
Memecoins schaden Kryptowährungen
Daneben sorgen auch Memecoins für zusätzliche Unsicherheit auf dem Kryptomarkt. Diese Währungen, die oft keinen realen Nutzen haben und stark auf Spekulation beruhen, bringen immer wieder extreme Preisschwankungen mit sich.
Ein Beispiel ist der Memecoin von Donald Trump, der kurz vor seinem Amtsantritt im Januar auf den Markt kam. Der Kurs der Trump-Münze war zwar kurzzeitig stark gestiegen, verlor dann jedoch drastisch an Wert. Kritiker sahen darin ein bekanntes Muster – einen sogenannten Rug Pull.
Dabei treiben Entwickler den Kurs eines Coins zunächst durch koordinierte Käufe künstlich in die Höhe, nur um ihre Bestände dann zum richtigen Zeitpunkt mit Gewinn abzustoßen. Nicht informierte Anleger erleiden hingegen hohe Kursverluste. Ihnen wird sozusagen der Teppich (Rug) unter den Füßen weggezogen (Pull). Auch Trumps Ehefrau Melania sorgte kürzlich mit einem eigenen Memecoin für Aufsehen.
Dem nachhaltigen Vertrauen in Kryptowährungen dürften die Ereignisse nicht geholfen haben. Anleger gehen zumindest vorerst wieder auf Distanz. Die aktuellen Kursverluste beim Bitcoin unterstreichen das.