Frühjahrsprognose: Trotz Finanzwumms: Kein Wachstum in Deutschland in Sicht

Die fünf führenden Wirtschaftsforschungsinstitute erwarten für die beiden kommenden Jahre kaum Wachstum. Daran ändert auch das Schuldenpaket wenig

Apr 10, 2025 - 12:58
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Frühjahrsprognose: Trotz Finanzwumms: Kein Wachstum in Deutschland in Sicht

Die fünf führenden Wirtschaftsforschungsinstitute erwarten für die beiden kommenden Jahre kaum Wachstum. Daran ändert auch das Schuldenpaket wenig

Deutschlands führende Wirtschaftsforschungsinstitute bleiben trotz Billionen-Schulden skeptisch, dass die deutsche Wirtschaft kurzfristig wieder wächst. In ihrer Gemeinschaftsdiagnose prognostizieren die fünf Institute für dieses Jahr nur ein Wachstum von 0,1 Prozent, für 2026 gerade mal von 1,3 Prozent.

Die Skepsis der Institute rührt vor allem von den strukturellen Problemen in Deutschland her. „Strukturprobleme lassen sich nicht durch eine bloße Erhöhung der Staatsausgaben lösen und machen potenzialstärkende Reformen umso dringlicher“, erklären die Forscher. Als wichtigste Maßnahmen seien Anpassungen im Sozialsystem notwendig, das nicht mit dem demografischen Wandel Schritt halte. Gehe es so weiter, müssten Arbeitnehmer immer mehr Rentner und Sozialleistungen finanzieren. Die Folge wären weiter steigende Lohnnebenkosten.

Zölle belasten Wirtschaftswachstum

Zu den schwachen Aussichten tragen aber auch externe Faktoren wie der von US-Präsident Trump angezettelte Handelskrieg bei. „Die geopolitischen Spannungen und die protektionistische Handelspolitik der USA verschärfen die ohnehin angespannte wirtschaftliche Lage in Deutschland“, sagte Torsten Schmidt, Konjunkturchef des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung. Allein die US-Zölle auf Aluminium-, Stahl- und Autoimporte dürften den Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts in diesem Jahr und im kommenden Jahr um jeweils 0,1 Prozentpunkte schmälern. 

„Zusätzlich sehen sich deutsche Unternehmen einem verstärkten internationalen Wettbewerb ausgesetzt – vor allem aus China. Nicht zuletzt lasten strukturelle Schwächen wie der Fachkräftemangel und hohe bürokratische Hürden auf den Wachstumskräften“, sagt Schmidt.

Gut sei, dass sich Union und SPD schnell auf einen Koalitionsvertrag geeinigt hätten. So komme die Politik ins Handeln. Nichtsdestotrotz dürfe man den kurzfristigen Effekt nicht überschätzen. Die Institute erwarten, dass in diesem Jahr kaum zusätzliche Mittel für Verteidigung und Investitionen abgerufen werden. Grund dafür sind langwierige Planungsprozesse.

Das Schuldenpaket führe aber noch zu einem ungewünschten Nebeneffekt – dem viel zitierten „Verschiebebahnhof“. Die Forscher benennen ihn zwar nicht konkret so, umschreiben aber letztlich genau die Probleme dahinter: „Durch die erweiterten Ausgabespielräume werden voraussichtlich Konsolidierungsschritte unterbleiben, die ohne die Änderung der Finanzverfassung erforderlich gewesen wären.“ Der Staat würde also faul bleiben, und neue Löcher einfach mit Geld füllen. Die erwarteten Mehrausgaben von 24 Mrd. Euro 2026 würden so gerade einmal einem Wachstum von 0,5 Prozent beim Bruttoinlandsprodukt entsprechen.

Die Frühjahrsprognose dient der Bundesregierung als Basis für ihre neuen Projektionen, die wiederum die Grundlage für die Steuerschätzung bilden. Erstellt wird sie vom RWI in Essen, vom Ifo-Institut in München, vom IfW in Kiel, vom IWH in Halle und vom Berliner DIW.