Fondsgesellschaft: Geld nachhaltig anlegen: Union Investment geht auf Distanz zu Blackrock

Während US-Finanzdienstleister unter dem Druck der Trump-Regierung bei ESG eingeknickt sind, bekennt sich Union Investment zur nachhaltigen Geldanlage. Der Grund: Die Aussicht auf mehr Rendite und weniger Risiko

Feb 20, 2025 - 10:16
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Fondsgesellschaft: Geld nachhaltig anlegen: Union Investment geht auf Distanz zu Blackrock

Während US-Finanzdienstleister unter dem Druck der Trump-Regierung bei ESG eingeknickt sind, bekennt sich Union Investment zur nachhaltigen Geldanlage. Der Grund: Die Aussicht auf mehr Rendite und weniger Risiko

Als Joachim Reinke Anfang Dezember in New York mit US-Kollegen sprach, spürte er bereits den enormen Druck, den die Trump-Administration auf die Finanzbranche ausübt. Seither haben sich viele Banken und Fondsgesellschaften in den USA von nachhaltigen Investitionen abgewandt und sind aus entsprechenden Initiativen ausgestiegen. Branchenprimus Blackrock will gar nicht mehr der Vorreiter für nachhaltige Anlagen gewesen sein, als den sein Boss Larry Fink mit dem Schlagwort „Klimarisiken sind Investitionsrisiken“ ihn vor wenigen Jahren noch positioniert hatte.

Aus Sicht von Reinke gilt das Verdikt des Blackrock-Chefs noch immer. „Nachhaltigkeit ist auf der Investitionsseite unverändert wichtig“, sagte Reinke. Sie verspreche mehr Rendite bei geringerem Risiko. „ESG-Kriterien zu berücksichtigen, erhöht die Qualität der Anlageentscheidungen und damit auch die Möglichkeit, Risiken zu diversifizieren und eine bessere Performance zu erreichen.“ 

Union Investment halte deshalb an seinem Ziel fest, alle Portfolios spätestens bis 2050 CO₂-neutral zu haben. Deshalb, so Reinke, werde man auch weiterhin Mitglied der „Net Zero Asset Managers Initiative“ bleiben. Aus dieser hatte sich unter anderem kürzlich Blackrock unter Hinweis auf rechtliche Gründe zurückgezogen. Nach Unternehmensangaben sind rund zehn Prozent der von Blackrock verwalteten Mittel im Volumen von 11,6 Billionen Dollar (Stand: 31. Dezember 2024) nachhaltig investiert.

„Völlig andere Sicht“

„Der Druck auf einige US-amerikanische Banken und Asset Manager scheint tatsächlich groß zu sein“, sagte Reinke. „Lassen sie mich klarstellen: Wir haben eine völlig andere Sicht darauf. Nachhaltigkeit war für uns nie ein Marketingthema.“ Union Investment verwaltet unter anderem Mittel für kirchliche Banken und hat schon in den 1990er Jahren begonnen, Anlageprodukte nach ethischen Kriterien zu verwalten. 

Ende vergangenen Jahres hatte Union 146 seiner rund 500 Mrd. Euro an verwaltetem Vermögen nach ESG-Kriterien investiert, also unter Berücksichtigung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekten. Im Jahr zuvor waren es 128 Mrd. Euro. „Die nachhaltige Transformation der Wirtschaft ist in vollem Gange“, betonte Reinke. „Sie lässt sich auch nicht mehr umkehren – selbst wenn wir seit der Wahl von Donald Trump zum US-amerikanischen Präsidenten viel darüber lesen, dass das Thema Nachhaltigkeit nun massiv an Bedeutung verlieren werde.“

Vor dem Hintergrund der im Bundestagswahlkampf geführten Diskussion über die Rückkehr zur Atomkraft schloss Union-Investment-Vorstandsmitglied Frank Engels Kernenergie-Investitionen aus. „Aus unserer Sicht ist Nuklearenergie nicht grün“, sagte er. Es handele sich um eine sehr teure Form der Energieerzeugung mit hohen unternehmerischen Risiken und langen Genehmigungsprozessen. Eine Rückkehr Deutschlands zur Atomkraft sei nicht realistisch. Sinkende Energiekosten verspricht sich Engels vielmehr von einem Ende des Krieges in der Ukraine, womit russisches Erdgas wieder stärker nach Deutschland fließen könnte.

Genossenschaftliche Gewinnmaschine

Die Fondsgesellschaft verwaltete im vergangenen Jahr erstmals mehr als 500 Mrd. Euro. Zum Jahresschluss waren es 504,7 Mrd Euro und somit rund 50 Milliarden mehr als ein Jahr zuvor. Dies ist zum einen das Ergebnis von Wertzuwächsen der Union-Fonds, zum anderen von Mittelzuflüssen in Höhe von 17,3 Mrd. Euro (2023: 16,8 Mrd. Euro). Zugleich erwies sich Union Investment erneut als Gewinn-Maschine des genossenschaftlichen Bankenlagers. Der Gewinn vor Steuern (Betriebsergebnis) erreichte einen Rekordstand von 1,24 Mrd. Euro, ein Plus von rund 27 Prozent. Union Investment wurde beim jüngsten Capital Fonds-Kompass erneut mit fünf Sternen und damit als einer der zehn besten Fondsgesellschaften in Deutschland ausgezeichnet.

Gewinnausschüttungen von Union fließen über die DZ Bank den Volks- und Raiffeisenbanken und damit den Besitzern von Genossenschaftsanteilen der Institute zu. Die Banken erzielten zudem noch hohe Einnahmen aus Provisionen für den Vertrieb von Fonds.

Im Vergleich zur Konkurrenz war Union deutlich rentabler: Der vom verwalteten Vermögen her rund doppelt so große Konkurrent DWS kam auf einen Vorsteuergewinn von 957 Mio. Euro für 2024. Die französische Amundi verdiente vor Steuern 1,4 Mrd. Euro, verwaltet jedoch mehr als viermal so viel Geld wie Union. Die beiden großen deutschen Konkurrenten Deka und Allianz Global Investors haben noch keine Geschäftszahlen für 2024 veröffentlicht.