Eine Liebeserklärung : Deswegen will unsere Autorin auf ihre Sammlung nicht verzichten

Ein Karton kommt selten allein. So zumindest bei unserer Autorin. Warum sie auf ihre haushaltsunübliche Sammlung an Papp-Boxen nicht mehr verzichten kann, erklärt sie hier.   

Mai 2, 2025 - 11:18
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Eine Liebeserklärung : Deswegen will unsere Autorin auf ihre Sammlung nicht verzichten

Ein Karton kommt selten allein. So zumindest bei unserer Autorin. Warum sie auf ihre haushaltsunübliche Sammlung an Papp-Boxen nicht mehr verzichten kann, erklärt sie hier. 
 

Mitte April tüte ich die Wintersachen ein und hole die Sommersachen raus, immer ein bisschen zu früh, aber lieber frieren, als noch zwei Tage länger die dicke Winterjacke anschauen zu müssen, lautet meine Devise. Spätestens wenn mich die Ausmist-Lust packt, kommen sie ins Spiel: meine geliebten Kartons. Ich gehe in den Abstellraum und schaue auf ein Regal mit leeren und vollen, kleinen und großen Exemplaren, auch alles jenseits von 'quadratisch praktisch gut' findet bei mir ein Zuhause.

In der Pappe liegt die Kraft

In der Pappe, mit der andere Menschen ihre Tonne füttern, sehe ich Potenzial. Das sind praktische Aufbewahrungsboxen für Schuhe, Gürtel, Unterlagen, Bastelutensilien, jegliche Art von Krimskrams, Geschenkverpackungen und Versandboxen. Das Seltsame: Ich bin eigentlich eine minimalistisch veranlagte Person und kann es nicht leiden, wenn sich zu viel Zeugs um mich herum ansammelt. Wenn ich hingegen auf mein Kartonregal schaue und eine Wand in Altpapierbraun zurückschaut, erfüllt mich eine angenehme Ruhe.

Aus meinem Ordnungshang ist eine für mich untypische Sammelliebe entstanden – normalerweise gehöre ich zur Fraktion: "Nutze ich nicht, kann weg!" Bei Kartons ist es anders: Mein Sortiment übersteigt die haushaltsüblichen Dimensionen, weil ich jedes Format, das noch nicht stolz im Regal thront, behalten muss. Besonders praktische Kartons möchte ich am liebsten mehrmals besitzen, für den Fall, dass ich mal etwas verschicken muss – dann würde mir das gute Stück echt fehlen.

Wenn die Beziehung toxisch wird

Einige sind erst ein paar Wochen oder Monate alt, andere haben mehrere Umzüge mitgemacht und wieder andere haben bereits als Umzugshelfer gedient. Wenn ich meiner Sammlung eine untypische Größe hinzufügen kann, macht mich das seltsam froh. Wer weiß schon, wofür ich die mal brauchen werde. Letztens suchte ich eine Schatulle für eine selbst gemachte Kette, die ich einer Freundin zum Geburtstag schenken wollte – in meiner Sammlung wurde ich fündig. "Ein Glück, dass ich die alte Tacker-Box aufbewahrt habe", dachte ich, während ich die Kette in die für sie wie gemachte Schachtel gleiten ließ. Ein derart perfektes match erfüllt mich ungemein.

Aber Achtung! Wer einmal mit diesem selbstzufriedenen Gefühl in Berührung gekommen ist, muss aufpassen, es mit dem Karton-Scouting nicht zu übertreiben. Dass meine Liebe toxische Züge annimmt, habe ich gemerkt, als ich an einem großen Pappkarton mit der Aufschrift "Zu verschenken" vorbeiging. Drin lagen nur noch zwei zerfledderte Bücher und eine CD. Kurzentschlossen nahm ich die Box mit, den Inhalt ließ ich zurück – und fühlte mich wie eine Verbrecherin. Die Box hockt jetzt ganz oben auf dem Regal und beherbergt den Sommer über meine Mützen und Schals – wie ein Mahnmal für meine ausgeartete Sammelleidenschaft ...

Ich beschloss: Die "Zu verschenken"-Box sollte vorerst mein letzter Zuwachs sein. Und wenn zufällig ein ganz ausgefallenes Exemplar aus Pappe seinen Weg zu mir findet und bleiben soll, dann muss ein anderes dafür gehen.