De Meo: „Wir brauchen mehr Kooperation in Europa“
Luca De Meo sieht Renaults Zukunft in E-Autos und Hybriden, warnt aber vor steigenden Kosten durch neue EU-Regeln und fordert mehr Kooperation in Europa. Der Beitrag De Meo: „Wir brauchen mehr Kooperation in Europa“ erschien zuerst auf Elektroauto-News.net.

Luca De Meo, CEO der Renault-Gruppe, sprach mit Press-Inform über die aktuelle Strategie des Unternehmens, die Herausforderungen im Bereich der Elektromobilität und die Zukunft der Automobilindustrie in Europa. De Meo betonte die Bedeutung der Markenhistorie für den Erfolg neuer Modelle. Er sieht die Neuinterpretation klassischer Modelle wie des Renault 5 als strategischen Vorteil, da diese starke emotionale Verbindungen bei den Kunden weckten. Gleichzeitig verfolgt Renault auch eine moderne Designsprache, wie der Scenic oder der Rafale zeigen. „Wenn es etwas gibt, das man für Geld nicht kaufen kann, dann ist es das Erbe, und darauf sollten Automarken aufbauen„, so De Meo. Ein Renault R17 sei jedoch unwahrscheinlich, da das Marktsegment zu klein sei, um ein rentables Projekt zu ermöglichen. Stattdessen wird in den R5 Turbo investiert, der in naher Zukunft auf den Markt kommt.
Im Jahr 2024 entfielen mehr als zwei Drittel der 2,26 Millionen verkauften Autos auf die Marke Renault. De Meo sieht jedoch keine feste Vorgabe für die Markenverteilung. „Ich überlasse es den CEOs der einzelnen Marken, das Potenzial voll auszuschöpfen, mit Fokus auf Kundenzufriedenheit und Profitabilität statt auf Volumen.“
Dacia sei stark im Wachstum und dringe mit dem Bigster ins C-Segment vor, während Alpine sich neu aufstelle. Gleichzeitig verhindere die klare Abgrenzung der Marken eine interne Kannibalisierung. Renault will bis Ende 2025 einen Elektroautoanteil von 20 bis 22 Prozent erreichen. De Meo verweist auf die langjährige EV-Kompetenz des Unternehmens und die parallele Entwicklung von Hybrid-Technologie: „Wir haben die Produktpalette auf zwei Technologien aufgebaut – Elektro und Hybrid – und das wird uns helfen, die Emissionsvorschriften zu erfüllen.“
Im Gegensatz zu anderen Herstellern habe Renault bisher keine CO₂-Zertifikate von Tesla oder BYD gekauft und auch keine Strafzahlungen leisten müssen. Er kritisierte das System als unfair, da die Automobilindustrie massiv in Forschung und Entwicklung investiere, während die Nachfrage nach Elektroautos hinter den Erwartungen zurückbleibe.
De Meo über EU-Regeln: Autopreise steigen um 40 Prozent
De Meo warnte davor, dass neue EU-Vorschriften die Kosten für Autos erheblich steigern könnten. „Von heute bis 2030 werden in Europa jedes Jahr acht bis zehn neue Vorschriften in Kraft treten. Wenn alle umgesetzt werden, erhöht das die Kosten für Autos um 40 Prozent.“ Dies treffe vor allem Kleinwagenmärkte wie Portugal, Spanien, Italien und Frankreich und könne gravierende wirtschaftliche Folgen haben.
Auf die gescheiterte Kooperation mit Volkswagen zur Entwicklung einer kostengünstigen Elektroplattform für Kleinwagen angesprochen, sagte De Meo: „Sie müssen Volkswagen fragen.“ Die Plattform wäre eine Chance gewesen, den schrumpfenden Markt für Kleinwagen in Europa wiederzubeleben. Renault stelle sie weiterhin anderen Herstellern zur Verfügung und biete Produktionskapazitäten in eigenen Werken an. „Europa muss weniger zersplittert sein und mehr kooperieren, so wie es die Amerikaner und Chinesen tun.“
De Meo räumte ein, dass chinesische Hersteller in einigen Bereichen technologisch führend seien. Er zeigte sich jedoch überzeugt, dass Renault bis 2028 mit der neuen EV-Plattform für das C-Segment die besten chinesischen Anbieter in Bezug auf Produkt und Kosten einholen werde. „Wir haben Ampere gegründet, unser EV-Unternehmen, das hart daran arbeitet, die Kosten für die nächste Generation von Elektroautos um durchschnittlich 40 Prozent zu senken.“
Er setzt sich zudem für mehr Flexibilität bei der Umsetzung der CO₂-Reduktionsziele ein. „Es macht keinen Sinn, eine Rückkehr zu Diesel oder anderen veralteten Technologien in Betracht zu ziehen. Aber die Politik muss uns unterstützen, anstatt nur Strafen zu verhängen.“ Renault sei bereit, höhere Stückzahlen des R5 zu produzieren, doch die Nachfrage sei nicht entsprechend hoch. „Wir dürfen Hersteller, die ihre Arbeit machen, nicht mit Strafen belegen.“
Die europäische Automobilindustrie befinde sich in einer kritischen Phase, müsse aber mit durchdachten Strategien und Kooperationen auf die Herausforderungen reagieren. Renault sei finanziell stärker denn je und setze auf nachhaltiges Wachstum in Europa und Lateinamerika. De Meo sieht in der Zukunft große Herausforderungen, aber auch Chancen. Er betont, dass Renault mit einer starken finanziellen Basis und einer klaren strategischen Ausrichtung gut aufgestellt sei.
Renault will chinesische Hersteller bis 2028 einholen
Gleichzeitig plädiert er dafür, dass sich die Branche stärker zusammenschließt und eine geeinte europäische Strategie verfolgt. Er sieht die Notwendigkeit, nicht nur den Elektroantrieb weiterzuentwickeln, sondern auch Produktionskosten zu senken, Lieferketten zu optimieren und die regulatorischen Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass sie der Industrie nicht schaden. Dabei unterstreicht er die Bedeutung von Innovation und betont, dass Renault weiterhin in Forschung und Entwicklung investiert, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.
„Wir müssen greifbare Ziele für den notwendigen Weg zur Dekarbonisierung festlegen, aber nicht nur, dass die Regulierungsbehörden Geldstrafen für die ‚Schuldigen‘ festlegen. Das würde 15 Milliarden Euro an Kapital absorbieren, das ansonsten in Anlagen, Technologie, Arbeitsplätze usw. investiert werden könnte. Unsere Industrie macht 10 Prozent des europäischen BIP und 30 Prozent des F&E-Budgets der Region aus. Das ist gewaltig.“
Quelle: Press-Inform – Per Mail
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