Daniel Saurenz: Der deutsche Aktienmarkt läuft besser als der US-amerikanische
Den Börsenstart 2025 muss man sich dick im Kalender anstreichen. Denn wenn Deutschlands Aktienmarkt die USA schlägt, muss sich etwas verändert haben

Den Börsenstart 2025 muss man sich dick im Kalender anstreichen. Denn wenn Deutschlands Aktienmarkt die USA schlägt, muss sich etwas verändert haben
Im Januar hat die Nasdaq ebenso wie der S&P 500 eine ordentliche Leistung mit kleineren Prozentgewinnen abgeliefert. Die US-Quartalssaison brachte eher enttäuschende Daten von Google und Amazon, während Netflix und Spotify auftrumpften. Der Dax dagegen rannte mit plus 9 Prozent Kursgewinn im Januar allen davon und kratzt Anfang Februar sogar schon an der 22.000er-Marke.
Natürlich ergibt es in Teilen Sinn, da die Umsätze der Dax-Konzerne primär im Ausland stattfinden und die USA gut laufen, China sich ein wenig erholt und der schwache Euro auch noch Rückenwind gab. Carsten Mumm von Donner & Reuschel sieht Europa noch immer als günstig an. „Zumindest auf europäischer Ebene ist die Bewertung vor allem bei breit gefassten Indizes wie dem Stoxx 600 im historischen Kontext und im Vergleich mit US-Aktien günstig.
Starker Dax
Gerade einige ambitioniert bewertete große US-Technologieaktien, die für einen Großteil der sehr positiven Indexperformance der vergangenen Monate verantwortlich sind, befinden sich seit der Veröffentlichung des chinesischen ChatGPT-Konkurrenten Deepseek Mitte Januar in einer Phase der Neuorientierung“, so Mumm. Die Stärke des Dax war im Vergleich also auch eine erste kleine Schwäche der Amerikaner.
2025 ist noch immer für viele Anleger eine Blackbox, wenn sie Richtung USA blicken. Nach Ansicht der VP Bank bleiben die Zinsen umso länger auf einem hohen Niveau je besser es um die US-Wirtschaft bestellt ist. Die Fed könnte sogar gezwungen werden, die Daumenschrauben wieder anzuziehen. „2024 hielt es niemand für möglich, aber der nächste Zinsschritt könnte sogar nach oben und nicht nach unten gehen“, so Vanyo Walter vom Broker Robomarkets.
Komplexes Ziel
Hohe Zinsen sollten nach alter Lesart irgendwann die Konjunktur wirklich bremsen. In den kommenden Jahren werden bei US-Firmen reichlich ausgegebene Anleihen fällig. Bleiben die Zinsen hoch, werden die Anschlussfinanzierungen teurer. Dieses Phänomen kennt man selbst, sofern man einmal eine Immobilie günstig finanziert hat und dann einen teureren Anschlusskredit braucht. „Denkt man das Ganze zu Ende, müssen gute Zahlen vom Arbeitsmarkt auf längere Sicht nicht unbedingt auch gute Nachrichten für die Konjunktur sein“, so Experte Walter. Aktien, Gold & Anleihen fürs Depot: So legt man sein Geld sinnvoll an - Capital.de
Für Börsianer bedeutet dies, dass man den Markt in den kommenden Monaten in einer Art Sweet Spot haben möchte. Die Arbeitsmarktdaten sollten bitte so gut sein, dass keine Rezession droht. Aber bitte auch nicht zu gut, damit die US-Notenbank der Konjunktur mit weiteren Zinssenkungen unter die Arme greift.
Anleger lieben US-Titel
An den genannten Rahmenbedingungen sieht man schon, dass in den USA eine gewisse Fallhöhe durchaus gegeben ist. Hinzu kommt noch, dass trotz Dax-Rekord und einem sensationellen Januar die Prioritäten der Anleger weiter klar sind. Sowohl beim Smartbroker als auch beim Börsenplatz Gettex lagen im Januar Aktien wie Nvidia ganz vorne in der Anlegergunst. Danach folgen US-Titel wie Tesla, Microsoft, Apple und Super Micro. Dax-Highflyer wie Münchner Rück oder Allianz muss man länger suchen. Bei einem kolossal überzogenen Dax wäre das Bild wohl ein anderes. Daniel_Saurenz_neu