Chiphersteller: Warum sich der Nvidia-Chef über Deepseek freut

Der Chiphersteller Nvidia legt erneut gigantische Geschäftszahlen vor und widerlegt damit die Skeptiker. Die Aktie profitiert derzeit davon kaum, aber das ist eher eine gute Nachricht

Feb 28, 2025 - 17:18
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Chiphersteller: Warum sich der Nvidia-Chef über Deepseek freut

Der Chiphersteller Nvidia legt erneut gigantische Geschäftszahlen vor und widerlegt damit die Skeptiker. Die Aktie profitiert derzeit davon kaum, aber das ist eher eine gute Nachricht

Jensen Huang mag den Konkurrenten, der ihn kürzlich knapp 600 Mrd. Dollar gekostet hat. Als der chinesische Wettbewerber Deepseek jüngst sein eigenes KI-Modell vorstellte, das wohl mit deutlich simpleren Chips auskommt, brach der Nvidia-Börsenkurs an nur einem Tag um rund 17 Prozent ein. Das brachte Nvidia den höchsten Börsenwertverlust aller Zeiten ein. Doch mit den jüngsten Geschäftszahlen beweist Huangs Halbleiterkonzern jetzt: Er wächst weiter. Und zwar so rasant, dass er erneut die Schätzungen von Analysten übertrifft. Der Umsatz von Nvidia stieg im vergangenen Quartal um sagenhafte 78 Prozent.

Die Nvidia-Aktie reagierte auf die Vorlage der Zahlen aber nicht unbedingt euphorisch, also ganz anders als in den Vorquartalen. Bisher galt: Kurz vor der Zahlenverkündung gab die Aktie nach, um danach die nächste Raketenstufe zu zünden und nach oben zu donnern. Mitte vorigen Jahres aber ließ der Schub nach.

Seitdem zweifeln viele Investoren und Marktbeobachter, wie weit der KI-Boom die Kurse wohl noch tragen wird und ob die Euphorie nicht bereits zu groß geworden ist. Auch die Nvidia-Umsatzzahlen schwächten sich ein wenig ab. Sie wuchsen zwar immer noch stark, doch nicht mehr so enorm wie zuvor. Das ließ den Kurs von Juni bis September 2024 sogar kräftig absacken, obwohl die Firma ein beachtliches Gewinnwachstum verkündete. Und diesmal?

Schlüsselposition im KI-Geschäft

Wie gewohnt sank der Kurs diese Woche kurz vor der Bekanntgabe der Quartalsbilanz von rund 135 Euro auf 120 Euro. Am Mittwoch nun hat Huang seine Zahlen vorgelegt und der Nvidia-Kurs kletterte wieder auf 125 Euro. Nicht raketengleich, er arbeitet sich eher langsam voran. Aber es gibt keinen Grund, weswegen er von seinem jetzigen Plateau auf hohem Niveau aus nicht weiterwachsen sollte. Denn das Geschäft läuft exzellent:

Der Blackwell-Chip, Nvidias neues Topprodukt, verkauft sich „erstaunlich“, so nennt es Huang selber. Er trägt schon jetzt Milliarden Dollar zum Umsatz bei. Es sei „der schnellste Produktanlauf der Firmengeschichte“. Er habe bei dem Chipsystem, das eineinhalb Tonnen wiege und aus mehr als einer Million Teilen bestehe, ein besseres Gefühl als drei Monate zuvor. 

Das größte Wachstum aber erleben derzeit die Chips für selbstfahrende Autos und Roboter, deren Umsatz hat sich im letzten Quartal mehr als verdoppelt. Auch die Produkte für Rechenzentren sind weiter stark gefragt – und die großen Techkonzerne Microsoft, Meta und Alphabet rüsten ihre Datenzentren mit Nvidia-Chips weiter auf und investieren zweistellige Milliardensummen in die KI. Diese enorme Nachfrage nach Chips wird erst einmal anhalten.

Baut die Branche Überkapazitäten auf?

Viele Marktbeobachter fragen zwar skeptisch, ob die Halbleiterindustrie nicht irgendwann zu hohe Kapazitäten aufgebaut haben werde. Das dürfte aber eher die simpleren Chips betreffen und nicht unbedingt die Hochleistungschips, die Nvidia produziert und deren Qualität und Geschwindigkeit bisher kein Konkurrent erreicht, geschweige denn übertrifft. 

Und deshalb freut sich Jensen Huang sogar über den Wettbewerber Deepseek, der eine „ausgezeichnete Innovation“ sei. Denn die chinesischen Entwickler hätten eine neue Technik zum Erzeugen von KI-Antworten allgemein verfügbar gemacht. Und das treibe wiederum den Bedarf an Chips von Nvidia an, argumentiert Huang. Solche KI-Modelle brauchten zum Teil 100-mal mehr Rechenleistung als frühere Software. Wenn KI-Modelle tatsächlich günstiger hergestellt werden können, dann heißt das auch: KI-Anwendungen werden sehr viel schneller als gedacht ihre Anwendung in der Breite finden. 

Viele Unternehmen dürften auf solche Modelle setzen, weshalb noch mehr große Rechenzentren gebraucht werden, um all die Daten und Operationen dafür zur Verfügung zu stellen – und noch mehr Hochleistungschips in diesen Rechenzentren. Und auf diesem Gebiet reicht dem Konzern bisher kein Konkurrent das Wasser, auch wenn einige Hyperscaler wie Microsoft an eigenen Chips arbeiten. Auch KI-Start-ups wie die ChatGPT-Erfinderfirma OpenAI setzen auf Nvidia-Chips. Diese Schlüsselposition hat in den vergangenen zwei Jahren für das explosive Wachstum gesorgt.

Geschäft wächst weiter schnell 

Für das laufende Vierteljahr sagte Nvidia einen Konzernumsatz von rund 43 Mrd. Dollar voraus – mit einer Spanne von plusminus zwei Prozent. Analysten rechneten bisher eher mit rund 42 Mrd. Dollar. Eine Sorge der Anleger ist, dass die Politik von Präsident Trump Nvidias China-Geschäft bremsen könnte. Man darf daher durchaus gespannt sein auf die nächsten Geschäftszahlen. Und die derzeit verhaltene Börsenreaktion eher so deuten: 

Obwohl die Skepsis gegenüber der KI als großem Wirtschaftstreiber seit dem Deepseek-Moment im Januar noch einmal gewaltig gestiegen ist, hält sich die flatterhafte Nvidia-Aktie stabil auf hohem Niveau. Momentan gilt sie mit rund 130 Euro als fair bewertet. Und mit jedem neuen Umsatz- und Gewinnwachstum untermauert sie nicht nur diese hohe Bewertung, sondern sammelt auch wieder Kraft für einen möglichen Ausbruch nach oben.