The words of the prophets

Wenn man sich Meldungen der Auslandspresse automatisiert übersetzen lässt, was ich oft mache, weil ich verblüffend viele Sprachen aus aller Welt nicht perfekt beherrsche, ist der Bundeskanzler erstaunlich oft eine Bundeskanzlerin, es fiel mir gerade wieder auf. Sicher ist da so, weil sie das in den Trainingsdaten aus den letzten Jahrzehnten eben stets war. Es... Der Beitrag The words of the prophets erschien zuerst auf Buddenbohm & Söhne.

Feb 28, 2025 - 17:24
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The words of the prophets

Wenn man sich Meldungen der Auslandspresse automatisiert übersetzen lässt, was ich oft mache, weil ich verblüffend viele Sprachen aus aller Welt nicht perfekt beherrsche, ist der Bundeskanzler erstaunlich oft eine Bundeskanzlerin, es fiel mir gerade wieder auf. Sicher ist da so, weil sie das in den Trainingsdaten aus den letzten Jahrzehnten eben stets war.

Es ist etwas deeper als man zunächst denkt, nicht wahr. Man könnte schon wieder ganze Seminarthemen daraus ableiten.

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Nach der Mittwochsarbeit in dirty old Hammerbrook sah ich auf dem Heimweg eine bunte Kreideschrift auf dem Fußweg. „Zivilisationsfette abbauen!“, das stand da. Recht groß sogar, in beachtlich ordentlicher Handschrift und auf gerader Linie. Was war damit nun genau gemeint, überlegte ich im Vorübergehen, und hatte dieser Fußweg mich gerade dick genannt. Aber man kann sich nicht immer alle Fragen des Tages zufriedenstellend beantworten. Schlimm.

Später sah ich auf der Abendrunde, dass es noch mehr neue Kreideschriften im Stadtteil gab, da muss jemand beachtlich fleißig gewesen sein. Man kann sich durch den folgenden Text, den ich für Sie fotografiert habe, direkt angesprochen oder sogar mit einem To-Do, einem Heldenreiseauftrag gar versehen fühlen. Wenn man denn bereit ist, dabei die vorangestellte Beleidigung hinzunehmen. Aber irgendwas ist ja immer.

Kreideschrift auf dem Pflaster: Die Loser retten die Welt

Die signs of the prophets allerdings, das wissen wir ohnehin und auch schon seit langer Zeit, sie stehen gar nicht auf dem Fußweg, sondern selbstverständlich korrekt nur on the subway walls and tenement halls.

Und man muss das Internet übrigens auf eine altmodische, fast schon vergessene, längst in den Hintergrund gedrängte Art lieben, weil es auch zu Zeilen wie diesen spärlichen Zitatbrocken im letzten Absatz mit großer Selbstverständlichkeit ausufernde Diskussionen gibt. Wie etwa diese hier, ein beliebig herausgegriffenes Beispiel. Diskussionen, in denen Menschen mit Feuereifer Gedanken und Kenntnisse zusammenwerfen, wir sehen das oft auch unter Youtube-Videos.

Es ist doch ein Wert, dass es so etwas gibt. Es kommt mir tatsächlich wertvoll vor, dass Neugierige und Lernende auf derart kurzem Weg von Paul Simon zum Buch Daniel und bis zu zu Bob Dylan finden können. Man muss hoffen, dass uns so etwas noch lange erhalten bleibt.

Und ich bin natürlich so altmodisch sozialisiert, dass ich es auch deutlich netter finde, Wissenshäppchen und interessante Verzweigungen in solchen Diskussionssträngen zu finden, als mir alles von AI aufbereiten zu lassen, was heute auch eine Möglichkeit wäre.

Fehler im Denken und auch Halluzinationen wird es gewiss auf beiden Wegen geben, wie wir wissen. Aber die Fehler der Menschen sind mir doch noch etwas sympathischer.

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„Die Glücklichen“ von Kristine Bilkau habe ich nunmehr komplett durchgehört (Sandra Hüller las in der ARD-Audiothek), und es gefiel mir gut, es war auf die beste Art entspannend und ansprechend. Außerdem war angenehm unpolitisch, was mir in diesen Wochen eine besondere Freude ist. Keine Partei wurde erwähnt, keine Strömung, kein Rechtsausleger. Aber wenn man ganz doll möchte, kann man selbstredend auch den Inhalt dieses Romans politisch oder soziologisch verstehen, und so gefällt es mir gerade.

Jetzt höre ich das Buch, nein, eher Hörspiel, von Annie Ernaux über ihren Vater. Was nur konsequent ist, da ich das Buch über ihre Mutter „Eine Frau“ neulich schon gehört habe (hier kurz erwähnt). „Der Platz“, so heißt das Vaterbuch, gelesen von Stephanie Eidt. Ein arg kurzes Buch, ein Büchlein nur, das reicht gerade für einen längeren Spaziergang.

Dann muss man schon wieder weitersuchen, irren und streben.

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