Rentenpunkte kaufen: Lohnt sich das? (+Beispiel)

Die gesetzliche Rente ist nach wie vor eine zentrale Säule der Altersvorsorge – doch viele merken schnell: Reicht das überhaupt? Wer nicht bis zur Regelaltersgrenze warten will oder einfach die spätere Rente etwas aufstocken möchte, kann freiwillig zusätzliche Beiträge zahlen. Die meisten sprechen dabei vom „Rentenpunkte kaufen“ – auch wenn das technisch nicht ganz korrekt […] Der Beitrag Rentenpunkte kaufen: Lohnt sich das? (+Beispiel) erschien zuerst auf ftd.de.

Apr 18, 2025 - 16:45
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Rentenpunkte kaufen: Lohnt sich das? (+Beispiel)
Wie kaufen Sie Rentenpunkte? (Bild: TheStandingDesk, Unsplash)

Wie kaufen Sie Rentenpunkte? (Bild: TheStandingDesk, Unsplash)

Die gesetzliche Rente ist nach wie vor eine zentrale Säule der Altersvorsorge – doch viele merken schnell: Reicht das überhaupt?

Wer nicht bis zur Regelaltersgrenze warten will oder einfach die spätere Rente etwas aufstocken möchte, kann freiwillig zusätzliche Beiträge zahlen. Die meisten sprechen dabei vom „Rentenpunkte kaufen“ – auch wenn das technisch nicht ganz korrekt ist.

Was damit gemeint ist, wer das darf, was es kostet und ob sich das wirklich lohnt – genau das klären wir in diesem Beitrag.

Rentenpunkte kaufen: Was bedeutet das?

Wenn wir vom Kauf von Rentenpunkten sprechen, ist damit gemeint: Sie zahlen freiwillig in die gesetzliche Rentenkasse ein, obwohl Sie das eigentlich nicht müssten – zum Beispiel, weil Sie schon alle Pflichtjahre voll haben oder selbstständig sind.

Diese Sonderzahlungen wirken sich direkt auf Ihre Rentenansprüche aus: Für jede Zahlung bekommen Sie zusätzliche Entgeltpunkte (also Rentenpunkte) gutgeschrieben – und diese Punkte erhöhen dann Ihre spätere Monatsrente.

Das Ganze wurde ursprünglich eingeführt, damit Menschen, die früher in Rente wollen, die dabei entstehenden Abschläge ausgleichen können.

Aber heute wird es auch genutzt, um die reguläre Rente zu erhöhen – quasi als staatlich geregelte Renten-„Aufstockung“.

Wer darf Rentenpunkte kaufen?

Nicht jeder kann einfach so Geld überweisen und Rentenansprüche erhöhen.

Es gelten klare Regeln:

  • Mindestalter: Sie müssen mindestens 50 Jahre alt sein. Vorher geht es nicht.

  • Noch nicht in Rente: Sie dürfen noch keine abschlagsfreie Altersrente beziehen.

  • Versicherungsjahre: Sie sollten in der Lage sein, auf mindestens 35 Beitragsjahre zu kommen – sonst bringt das Modell keinen echten Vorteil.

  • Kontenklärung erledigt: Sie brauchen eine saubere Rentenbiografie. Fehlen noch Lücken oder Nachweise, sollten Sie das über die Kontenklärung bei der Rentenversicherung erst klären lassen.

Wenn Sie das alles erfüllen – dann können Sie loslegen.

Was kostet ein Rentenpunkt in 2025?

Die Rentenversicherung gibt jährlich an, was ein zusätzlicher Entgeltpunkt kostet.

Für 2025 liegt dieser Wert bei genau 9.392 Euro – bundesweit einheitlich, also kein Unterschied mehr zwischen Ost und West.

Zur Einordnung:

Jahr Kosten pro Rentenpunkt (West) Kosten (Ost)
2020 7.542 € 7.049 €
2023 8.024 € 7.805 €
2024 8.436 € 8.320 €
2025 9.392 € 9.392 €

Der Anstieg zeigt: Warten macht’s nicht billiger. Wer kaufen will, sollte also nicht zu lange zögern – die Kosten steigen fast jedes Jahr.

Wie viele Rentenpunkte kann man kaufen?

Das hängt ganz von Ihrer Situation ab.

Es gibt eine gesetzliche Begrenzung: Sie dürfen nur so viele Punkte kaufen, wie Sie brauchen würden, um Rentenabschläge bei einem Rentenbeginn ab 63 vollständig auszugleichen. Wie viele das sind, hängt davon ab, wie viele Punkte Sie bis dahin schon gesammelt haben – das erfahren Sie über die sogenannte „besondere Rentenauskunft“ bei der Deutschen Rentenversicherung.

Beispiel: Sie könnten 8,4 Rentenpunkte kaufen. Bei 9.392 Euro pro Punkt sind das rund 78.893 Euro, die Sie freiwillig einzahlen könnten.

Aber: Sie müssen nicht den vollen Betrag zahlen. Auch Teilbeträge sind möglich – entweder einmalig oder über mehrere Jahre verteilt.

Wie beantragt man den Kauf von Rentenpunkten?

So funktioniert es Schritt für Schritt:

  1. Besondere Rentenauskunft beantragen (Formular V0210 oder online bei der Rentenversicherung).

  2. Maximalbetrag prüfen, den Sie einzahlen dürfen.

  3. Zahlung leisten – entweder als Einmalbetrag oder in mehreren Raten.

  4. Beitragsbescheinigung erhalten – damit sind die Punkte offiziell verbucht.

Wichtig: Ab Zugang der Auskunft haben Sie drei Monate Zeit, den angegebenen Betrag zu den genannten Konditionen zu überweisen. Danach gelten neue – meist höhere – Werte.

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Wie wirkt sich das auf die Rente aus?

Ab 1. Juli 2025 ist jeder Rentenpunkt 40,79 Euro monatlich wert. Wenn Sie also z. B. zwei Punkte kaufen, bedeutet das:

2 × 40,79 € = 81,58 Euro mehr Bruttorente pro Monat

Bei einem Kaufpreis von 18.784 Euro (2 × 9.392 €) ergibt sich die sogenannte Amortisationszeit – also der Zeitraum, bis sich die Investition „rechnet“ – bei etwa 19 Jahren.

Für wen lohnt sich der Kauf von Rentenpunkten?

Die Frage, für wen sich der Kauf von Rentenpunkten wirklich lohnt, lässt sich am besten beantworten, wenn man die persönliche Lebenssituation, die Rentenbiografie und die finanziellen Ziele im Blick hat. Denn so attraktiv das Modell auf den ersten Blick wirkt – es passt nicht für jeden.

Im Folgenden zeige ich Ihnen, für wen diese Investition 2025 sinnvoll sein kann – und warum.

1. Menschen, die früher in Rente gehen wollen – ohne hohe Abschläge

Wer plant, bereits mit 63 statt mit 67 in den Ruhestand zu gehen, zahlt dafür einen Preis: 0,3 % Abschlag pro Monat, insgesamt 14,4 % weniger Rente – ein Leben lang. Diese Kürzung lässt sich mit dem Kauf von Rentenpunkten komplett oder teilweise ausgleichen.

Beispiel: Wenn Ihnen im Rentenbescheid steht, dass Ihnen 8,4 Punkte fehlen, um abschlagsfrei früher gehen zu können, dann könnten Sie 2025 diese Punkte kaufen – zum Stückpreis von 9.392 Euro pro Punkt. Das macht zwar eine größere Einmalzahlung aus, kann sich aber auf lange Sicht lohnen, vor allem wenn Sie gesund sind und eine hohe Lebenserwartung haben.

Fazit: Ideal für alle, die finanziell gut aufgestellt sind und früh raus wollen – ohne lebenslange Abzüge.

2. Personen mit langer Lebenserwartung

Rentenpunkte lohnen sich umso mehr, je länger man sie nutzen kann. Wenn Sie mit einer Lebenserwartung von 85 Jahren und mehr rechnen können, bringt Ihnen jeder gekaufte Punkt monatlich 40,79 Euro mehr Rente (ab Juli 2025). Auf 20 Jahre gerechnet: rund 9.790 Euro an Rentenauszahlungpro Punkt.

Und genau da liegt der Hebel: Wer heute 9.392 Euro einzahlt, erhält diesen Betrag im Ruhestand schrittweise zurück – plus staatlich garantierte Kaufkraftanpassung (Stichwort Rentenanpassung). Das ist eine Art „staatlich gesicherte Rente auf Lebenszeit“, steuerlich absetzbar, ohne Kursrisiko.

Fazit: Rechnet sich vor allem für Menschen mit stabilem Gesundheitszustand, langem Planungshorizont – und Steuerlast.

3. Besserverdiener, die Steuern sparen wollen

Der Kauf von Rentenpunkten bringt steuerliche Vorteile. Denn: Die gezahlten Beträge zählen als Sonderausgaben und sind voll steuerlich absetzbar (innerhalb der gesetzlichen Höchstgrenzen für Altersvorsorgeaufwendungen). Dadurch kann sich die Investition sogar schon im Einzahlungsjahr steuerlich rentieren.

Beispiel: Ein Arbeitnehmer mit hohem Einkommen zahlt 9.392 Euro für einen Rentenpunkt und spart je nach Steuersatz 30–40 % der Summe durch niedrigere Steuerlast. Das senkt die tatsächlichen „Netto-Kosten“ auf rund 5.600–6.500 Euro – für eine spätere monatliche Rente von 40,79 Euro.

Fazit: Interessant für alle, die ohnehin mit hoher Steuerlast rechnen – und legal reduzieren möchten.

4. Selbstständige mit freiwilliger Versicherung

Als Selbstständiger sind Sie nicht automatisch in der gesetzlichen Rentenversicherung versichert. Wenn Sie jedoch freiwillig Beiträge zahlen, dürfen Sie ebenfalls Rentenpunkte kaufen, sofern Sie mindestens 50 Jahre alt sind und die übrigen Voraussetzungen erfüllen.

Das bietet gerade Freiberuflern, die keinen Zugang zu einer Betriebsrente haben, eine interessante Möglichkeit, einen Rentenanspruch gezielt auszubauen – zum Beispiel als Ergänzung zur Rürup-Rente oder privaten Altersvorsorge.

Fazit: Eine solide Option für Selbstständige, die keine lückenlose Rentenbiografie haben, aber noch steueroptimiert vorsorgen möchten.

5. Alle, die eine geringe Rente aufstocken möchten

Nicht jeder will früher raus – viele möchten einfach ihre reguläre Rente etwas erhöhen. Auch dafür eignet sich der Kauf von Rentenpunkten, denn jeder zusätzliche Punkt wirkt sich 1:1 auf die Rente aus. Für viele reicht das Einkommen im Alter kaum aus – insbesondere bei Teilzeitkarrieren, Familienzeiten oder längeren Phasen mit Minijobs.

Wer also weiß, dass die spätere Rente knapp wird, kann mit einer gezielten Einmalzahlung eine dauerhafte monatliche Erhöhung erzielen – ohne sich auf Kapitalmärkte oder private Anbieter verlassen zu müssen.

Fazit: Gut für alle, die ihre Basisversorgung spürbar anheben möchten – vor allem mit Blick auf die steigenden Lebenshaltungskosten.

6. Personen, die finanziell unabhängig sind – und keine staatlichen Förderungen mehr nutzen können

Wer die gängigen staatlich geförderten Modelle (Riester, Rürup, Betriebsrente) bereits ausgeschöpft hat, kann mit Rentenpunkten eine weitere Möglichkeit nutzen, Geld systemisch abzusichern – mit garantierter Rente, Inflationsschutz und steuerlicher Absetzbarkeit.

Und: Anders als bei vielen privaten Versicherungen gibt es keine Gesundheitsprüfung, keine Risikoaufschläge, keine Kapitalmarktunsicherheit.

Fazit: Ideal als konservative Altersvorsorge-Komponente für sicherheitsorientierte Strategen.

Für wen lohnt sich der Kauf von Rentenpunkten nicht?

Natürlich ist der Kauf von Rentenpunkten nicht in jeder Lebenslage sinnvoll.

Wer z. B. gesundheitlich stark eingeschränkt ist und mit einer eher kurzen Rentenbezugszeit rechnet, sollte genau prüfen, ob sich die Investition überhaupt noch amortisiert. Auch wenn andere Vorsorgemodelle bereits bessere Rendite bringen – z. B. bei jungen ETF-Investoren – kann sich das Geld dort besser entfalten.

Was sollten Selbstständige und Freiberufler wissen?

Auch als Selbstständiger können Sie Rentenpunkte kaufen – sofern Sie freiwillig versichert sind und die Voraussetzungen erfüllen. Das kann besonders interessant sein, wenn Sie bislang kaum Pflichtbeiträge gezahlt haben, aber sich eine kleine gesetzliche Rente aufbauen wollen – z. B. als Ergänzung zu anderen Vorsorgeprodukten.

Rentenpunkte kaufen: Vorteile & Nachteile im Überblick

Der Kauf von Rentenpunkten ist eine der wenigen legalen Möglichkeiten, gezielt Einfluss auf die Höhe der gesetzlichen Rente zu nehmen.

Wir haben alle Vorteile und Nachteile kompakt zusammengefasst – damit Sie eine fundierte Entscheidung treffen können.

Vorteile des Rentenpunkte-Kaufs

1. Abschläge bei früherem Renteneintritt ausgleichen: Wer vor dem regulären Rentenalter in Rente gehen will, zahlt lebenslang Abschläge von 0,3 % pro Monat. Bei vier Jahren früherem Rentenbeginn summiert sich das auf satte 14,4 %. Durch den Kauf von Rentenpunkten lassen sich diese Kürzungen gezielt ausgleichen. Sie gehen früher – und bekommen trotzdem die volle Rente.

2. Monatliche Rente dauerhaft erhöhen: Unabhängig vom Rentenalter gilt: Jeder gekaufte Rentenpunkt erhöht die Rente dauerhaft – ab Juli 2025 zum Beispiel um 40,79 € pro Monat. Wer also drei Punkte zusätzlich kauft, erhält lebenslang rund 122 € mehr Rente – auch bei regulärem Rentenbeginn.

3. Steuerliche Vorteile nutzen: Sonderzahlungen in die gesetzliche Rentenversicherung gelten als Altersvorsorgeaufwendungen und sind steuerlich absetzbar. Vor allem für Besserverdiener kann das zu einer spürbaren Steuerersparnis führen. Im Idealfall zahlen Sie also deutlich weniger Einkommensteuer – und investieren das gesparte Geld in Ihre spätere Rente.

4. Einmalzahlungen möglich – kein Dauerauftrag nötig: Sie müssen nicht dauerhaft Beiträge leisten: Auch eine einmalige Sonderzahlung ist möglich – und zwar komplett freiwillig. Wie viele Punkte Sie kaufen, entscheiden allein Sie. Auch Ratenzahlungen sind erlaubt.

5. Planungssicherheit durch garantierte Leistung: Im Gegensatz zu privaten Vorsorgeprodukten (wie Fonds oder ETFs) ist die gesetzliche Rente berechenbar. Die Höhe eines Rentenpunkts ist politisch garantiert und steigt regelmäßig mit der Lohnentwicklung. Wer Wert auf stabile, vorhersehbare Einnahmen im Alter legt, findet hier eine solide Ergänzung.

Nachteile & Risiken beim Kauf von Rentenpunkten

1. Hohes finanzielles Investment: Ein Rentenpunkt kostet 2025 exakt 9.392 €. Das ist viel Geld – und kein Betrag, den man „mal eben“ investiert. Für den vollen Ausgleich bei vier Jahren vorzeitiger Rente können schnell über 70.000 € zusammenkommen. Wer das Geld braucht oder an anderer Stelle besser anlegen könnte, sollte gut abwägen.

2. Amortisation erst nach vielen Jahren: Bis sich ein gekaufter Rentenpunkt „rechnet“, dauert es im Schnitt rund 19 bis 20 Jahre. Das heißt: Wer früher stirbt, hat finanziell draufgezahlt. Wer jedoch lange lebt oder eine Witwen-/Witwerrente hinterlässt, kann wiederum deutlich profitieren.

3. Kein Kapitalzugriff mehr möglich: Im Gegensatz zu ETFs oder einem Tagesgeldkonto ist das investierte Geld unwiderruflich gebunden. Es gibt keine Rückzahlungsmöglichkeit. Die Einzahlung in die Rentenkasse ist endgültig – das muss man wollen und einkalkulieren.

4. Rendite ist im Vergleich eher gering: Während ETFs langfristig mit 5–7 % Rendite pro Jahr kalkuliert werden können, liegt die durchschnittliche „Rendite“ eines Rentenpunktes je nach Lebenserwartung deutlich darunter. Als Altersvorsorgeform ist das gesetzliche System stabil – aber eben nicht maximal lukrativ.

5. Bürokratischer Aufwand und Wartefristen: Bevor überhaupt Zahlungen geleistet werden können, muss bei der Rentenversicherung eine „besondere Rentenauskunft“ beantragt werden. Dann folgt die Zahlungsaufforderung. Danach bleiben nur drei Monate Zeit zur Überweisung – und danach ist wieder ein neues Verfahren nötig.

Fazit: Für wen lohnt sich der Kauf von Rentenpunkten wirklich?

Wenn Sie 50 oder älter sind, eine solide Versicherungshistorie haben, etwas Geld auf der Seite – und entweder früher in Rente möchten oder einfach später mehr monatlich rausbekommen wollen: Dann ist der Kauf von Rentenpunkten definitiv eine Überlegung wert.

Sie müssen sich aber auch bewusst machen: Es ist keine „schnelle“ Investition mit Top-Rendite – sondern ein langfristiges Renten-Upgrade, das besonders dann Sinn ergibt, wenn Sie ein gewisses Maß an Planungssicherheit wollen.

Als Ergänzung zur privaten Vorsorge ist es ein solides Mittel, Ihre Basisrente abzusichern.

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