ICQ, eMule, Nero Burning Rom: Diese Computerprogramme waren unverzichtbarer Teil unserer Jugend

Um die Jahrtausendwende hatten die meisten von uns zu Hause Computer und Internet. Aber welche Programme brauchte es, um fit für die digitale Welt zu sein? Wir haben uns erinnert.

Mai 3, 2025 - 19:21
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ICQ, eMule, Nero Burning Rom: Diese Computerprogramme waren unverzichtbarer Teil unserer Jugend

Um die Jahrtausendwende hatten die meisten von uns zu Hause Computer und Internet. Aber welche Programme brauchte es, um fit für die digitale Welt zu sein? Wir haben uns erinnert.

Kaum waren Computer und Internetanschlüsse in den meisten deutschen Haushalten vorhanden, wurde die "neue" Technologie von den jugendlichen Hausbewohnern vereinnahmt: Ab etwa 2000 war das in den meisten Familien der Fall. Schmutziggraue Klötze als Monitore, riesige brummende Kisten als Computer, ein vollgekramter Schreibtisch – das war für viele von uns damals der beste Ort überhaupt. Denn von hier aus hatten wir Zugang zur großen weiten Welt, zu unseren Freunden, zu mehr Unterhaltung als etwa das Fernsehen bis dahin bieten konnte. 

Ja, rückblickend war nicht alles, was wir damals an den Rechnern anstellten, hundertprozentig legal (hust, Pirate Bay, hust), aber wir meinten es zumindest nie böse. Und verglichen mit den teils hochgradig toxischen Social-Media-Plattformen heutzutage ging es auf MySpace und StudiVZ deutlich harmonischer zu. Aber was brauchte es seinerzeit, um auf dem Heimcomputer gut ausgerüstet zu sein? Wir habe mal eine kleine Liste für Sie zusammengestellt. Vielleicht fanden sich ja auch bei Ihnen die folgenden Programm-Icons auf dem Desktop:

ICQ

Kaum Schnickschnack, dafür ein direkter Draht zu den besten Freunden: ICQ war ein kompakter, kleiner Messenger, mit dem man in Echtzeit mit seinen Kontakten schreiben konnte. Jeder Nutzer hatte einen Nickname und seine eigene Nummer, die manch einer angeblich heute noch auswendig weiß. Einfach eine enorm praktische Erfindung in einer Zeit, in der noch lange nicht jeder von uns ein Handy hatte und selbst diejenigen, die schon eines besaßen, noch bis zu 20 Cent für eine SMS bezahlten. Denn Whatsapp, das gab's damals noch lange nicht. Bonus: Es gab ein paar putzige kleine Spiele, die man online mit seinen Kumpels zocken konnte: Slide-a-Lama oder Zoopaloola werden noch einen heimlichen, kleinen Platz in den Herzen vieler Ex-Jugendlicher einnehmen.

eMule

Ja, wenn wir Musik wollten, gingen wir damals noch brav in Läden wie MediaMarkt, stöberten durch deren meist gigantische CD-Abteilungen und hofften, dass wir das Gesuchte zu einem akzeptablen Preis fanden. 20 bis 40 Euro konnte so ein neues Album schon kosten (es sei denn, man fand etwas im "Nice Price"-Korb). Das konnte man sich als Taschengeldempfänger logischerweise nicht jeden Monat leisten. Und so ist es nicht überraschend (wenn auch nach wie vor illegal), dass so viele junge Menschen äußerst interessiert an Programmen waren, mit denen man sich die begehrten Songs und später auch ganze Alben quasi gratis herunterladen konnte. Filesharing nannte sich das. 

eMule war eines davon, ansonsten gab's da noch Napster, Kazaa, uTorrent, WinMx, Limewire und andere. Alle hatten gemeinsam, dass man als ISDN-Anschluss-Besitzer manchmal tagelang darauf wartete, dass ein Song fertig geladen war. Und wenn man Pech hatte, war's am Ende nicht mal der Gewünschte, sondern z.B. Rick Astley … und wenn man richtig  Pech hatte, wurde man eines Tages Opfer der großen "Abmahnwelle" und musste dank cleverer Anwälten absurde Geldstrafen zahlen – weil man zum Beispiel seiner Freundin aus purer Nettigkeit was von One Direction runtergeladen hatte.

Lieder runterladen mit eMule … eine langwierige Sache
Lieder runterladen mit eMule … eine langwierige Sache
© Dreamstime / Jonybigud

WinAmp

Um unsere legal oder illegal erworbenen MP3s auf dem PC auch hören zu können, brauchten wir einen Medien-Player. Und WinAmp lieferte genau das: Ein kleines, praktisches Programm, das wenige Ressourcen verbrauchte und dafür gute Qualität lieferte. Wer wollte, konnte sich die Klangwellen seiner gerade laufenden Songs sogar als psychedelische Visualisierungen anzeigen lassen – was man als junger Mensch um die Jahrtausendwende natürlich ziemlich cool fand. Die angeblich existierende Pro-Version, für die man hätte zahlen müssen, hatte aber vermutlich nie jemand wirklich. Und auch alle späteren Versuche größerer Konzerne (u.a. AOL), mit dem Produkt einer kleinen, belgischen Firma Geld zu verdienen, scheiterten. Wir wollten einfach nur unseren kleinen, kostenlosen Player!

Gimp

Plötzlich hielten die ersten von uns Digitalkameras in der Hand. Und dann waren wir plötzlich alle bei StudiVZ, wo man coole Selfies und Partybilder posten konnte. Man hatte Bilder, man hatte eine Plattform für die Bilder … nur Geld für Photoshop, das hatten wir alle nicht. Nicht schlimm, denn es gab ja Gimp. Quasi eine kostenlose Anfängerversion von Photoshop, mit der wir lernten, wie arg man den Kontrast unserer Duckface-Selfies hochballern konnte, bevor es wirklich zu albern aussah. Ja, kurzzeitig waren wir alle kleine Künstler. Bis wir erkannten, dass Fotografieren schon aus Gründen ein Handwerk ist, das man professionell lernt. Immerhin brachte uns das Rumspielen bei Gimp gelegentlich einen bewundernden Kommentar der besten Freundin ein, und rudimentäre Kenntnisse der Bildbearbeitung – was ja für verschiedenste spätere Karrieren nicht völlig verkehrt war.

Nero Burning Rom

Neben dem Monitor stapelten sie sich: CD- und DVD-Rohlinge. Wir brauchten sie für Spiele, Programme, Filme, Dokumente – und natürlich für Musik. Und um das alles auf den Silberling zu bekommen, war neben dem CD-Brenner, der irgendwann flächendeckend Einzug hielt, auch ein Brennprogramm nötig. Und bei den meisten Menschen dürfte das Nero gewesen sein. Relativ idiotensicher und kostenlos konnte man sich hiermit etwa seine Mix-CDs zusammenstellen und zum Brennen freigeben. Es gab zwei Sorten Menschen: Die, die anschließend hastig mit einem dicken, blauen Marker auf die Scheibe krakelten, was sie gerade darauf gebrannt hatten und es schon für unnötige Mühe hielten, die CD-Rom in eine Hülle zu legen – und die, die sorgsam mit Detailversessenheit in Microsoft Word CD-Cover "designten", damit das Ding am Ende auch was hermachte.

Und hier ein kleiner Hinweis auf die Genialität des Namens: Was hat die Stadt Rom einst dank Kaiser Nero getan, na? Richtig: gebrannt.

YouTube to MP3 Converter

Manche Songs fanden sich nirgends auf den bereits genannten Plattformen, manche sogar nirgends, wo man sie legal hätte kaufen können. Aber auf YouTube. Denn dort gab es fast von Anfang an jede Menge Musikvideos. Aber wie den Sound aus dem Video bekommen, um eine MP3 daraus zu machen? Hier kam der kostenlose (und, zugegeben, nicht besonders kreativ benannte) YouTube to MP3 Converter ins Spiel. Mit wenigen Klicks saugte er sich die Audiospur aus den Videos und überreichte uns die gewünschte Musikdatei. Danke für deinen Dienst, du nützliches kleines Programm!