Gesunder Größenwahn in 5 Schritten: Wie Frauen sich mehr "Gönn dir"-DNA zulegen

Zurückstecken, brav abwarten, das steckt tief in unserer weiblichen DNA. Mehr gesunder Größenwahn wäre für alle gut, findet Verena Carl.

Feb 17, 2025 - 08:35
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Gesunder Größenwahn in 5 Schritten: Wie Frauen sich mehr "Gönn dir"-DNA zulegen

Zurückstecken, brav abwarten, das steckt tief in unserer weiblichen DNA. Mehr gesunder Größenwahn wäre für alle gut, findet Verena Carl.

Heftbox Brigitte Standard

Die Kraft des "Das hast du dir verdient"

Tameka Ellington ist Unternehmensgründerin, Podcasterin, und war die erste Schwarze Professorin für Mode und Design an der Kent State University, Ohio. In einem Video im Netz spricht sie über einen Schlüsselmoment, als sie zwölf Jahre alt war. "Meine Mutter saß mit uns drei Kindern am Mittagstisch. Sie füllte aber nur uns Essen auf und sagte, sie hätte keinen Hunger. Mir war klar, dass sie log, sie war sehr jung, alleinerziehend, Geld war knapp. Da beschloss ich: Wenn ich einmal Kinder bekomme, möchte ich trotzdem essen." Ellington nahm sich später gegen viele Widerstände ihren Platz im Leben, als Erste in der Familie mit Uni-Abschluss und weit darüber hinaus. Ihr Video hat den Titel "The power of deserving", etwa: Die Kraft des "Das hast du dir verdient".

Die Biografie einer Schwarzen Frau aus den USA, die sich aus ärmlichen Verhältnissen hochgearbeitet hat, mag uns weit weg erscheinen – aber sie erzählt eine universelle Geschichte. Denn zurückstecken, brav abwarten, was das Leben uns zuteilt, das sitzt tief in unserer weiblichen DNA. Deshalb ist dieser Gedanke so wichtig: Wir haben ein Anrecht auf das Beste im Leben – aber die Erlaubnis müssen wir uns selbst erteilen. So wie es die berühmte mexikanische Künstlerin Frida Kahlo einmal sagte: "Du verdienst das Beste, das Allerbeste, denn du bist einer der wenigen Menschen in dieser lausigen Welt, die sich selbst gegenüber ehrlich sind. Das ist das Einzige, was wirklich zählt." Das machtvolle Gefühl kann uns weit tragen, sagt auch Tameka Ellington: "Wenn du diese Erkenntnis in dein Leben lässt, hat die Angst keinen Platz mehr."

Alle sollen genug haben 

Es geht dabei nicht um Konkurrenz, nicht um ein breitbeiniges "Platz da, jetzt bin ich dran!". Um im Bild zu bleiben: Kinder haben und trotzdem essen, das heißt ja nicht, anderen die Portion vom Teller zu klauen. Sondern für sich zu bestimmen, wie wir unseren Teller voll bekommen. Und zwar mit dem, was uns schmeckt und Energie gibt. Das kann der Partner (oder Partnerin) sein, der uns innerlich wachsen lässt und uns das Gefühl gibt, die tollste Frau auf Erden zu sein; der Job, in dem Wertschätzung wie Bezahlung stimmen; oder ein kompromisslos künstlerisches Leben.

Wenn wir dabei überhaupt jemandem etwas wegnehmen, dann jenen, die uns mit ihrem Anspruchsdenken an die Wand drängen. Nicht immer, aber häufig sind es Männer. So verkleinern wir ganz nebenbei Geschlechter-Gaps, bei der Bezahlung, bei der Care-Arbeit, sogar bei der Orgasmus-Häufigkeit. Wie das gehen kann, erzählen die Beispiele auf den folgenden Seiten.

So geht's 

Und wie setzen wir das um? Tameka Ellington sagt: Der Wunsch nach Veränderung ist der erste Schritt. Im nächsten sollten wir uns mit Menschen umgeben, die uns unterstützen, uns groß machen, statt uns kleinzuhalten. Die uns gönnen, zu wachsen. Doch die wichtigste Sparringspartnerin, das sind immer wir selbst. "Du verdienst das Beste", oder, kürzer: "Gönn dir" – diesen Satz können wir uns deshalb gar nicht oft genug vorbeten. Als Bildschirmhintergrund, als Zitatkachel, als gestickter Spruch auf dem Kopfkissen. Hauptsache, wir stehen nie wieder hungrig vom Tisch auf. Denn das haben wir wirklich nicht verdient.

Wie wir uns selbst mehr Wertschätzung geben

1. Schreibe auf, was du an dir magst. Was findest du besser an sich als vor 20 Jahren?

2. Beobachte, wie du über dich denkst: Kritisch oder liebevoll und wertschätzend? Mache dir deine innere Kritikerin bewusst und versuch, mit dir selbst umzugehen wie mit einer guten Freundin.

3. Entfolge auf Social Media allen Accounts, die dir nicht guttun, weil sie dir Druck machen und du dich vergleichst.

4. Notieren dir, was dein Körper dir ermöglicht und was er schon alles für dich geleistet hat.

5. Lenke deine Aufmerksamkeit mehr darauf, wie sich etwas anfühlt – und weniger darauf, wie etwas aussieht.