Evolution: Das verräterische Gehirn: Was den Menschen vom Affen unterscheidet

Ein Blick in den Kopf offenbart: Gleich auf mehreren Ebenen hat sich der Mensch anders entwickelt als verwandte Spezies

Was macht den Menschen zum Menschen? Diese überbordend große Frage stellt sich ganz praktisch, wenn wir uns mit unseren nächsten Verwandten, den Affen vergleichen. 

Forschende sind sich weitgehend einig, dass sich der Mensch von nichtmenschlichen Primaten durch Verhaltensweisen unterscheidet, die vom präfrontalen Kortex gesteuert werden. Dazu zählen Entscheidungsfindung, logisches Denken, Planung und Aufmerksamkeit. Doch diese sehr auf das rationale Denken fokussierte Sicht wird von einer neuen Studie im Fachmagazin "JNeurosci" kritisch hinterfragt. Unter der Leitung von Rogier Mars von der Universität Oxford und Katherine Bryant von der Universität Aix-Marseille hat ein Forschungsteam die Entwicklung des menschlichen Gehirns umfassender als zuvor untersucht.

Meist vergleichen Wissenschaftler den Aufbau des Gehirns nur zwischen Menschen und Makaken. Das Team hat zusätzlich einen Vergleich mit dem nächsten lebenden Verwandten des Menschen gemacht, dem Schimpansen. Die in der Studie verwendeten Schimpansen-Gehirnscans stammten aus einem öffentlich zugänglichen Forschungsarchiv aus der Zeit vor 2015, als neue US-Vorschriften für die Forschung mit Schimpansen 2015 in Kraft traten. 

Als einzigartig für den Menschen erwies sich nicht nur der Aufbau des präfrontalen Kortex. Ebenfalls auffällig waren die Verbindungen zwischen jenen Gehirnregionen, die mit der Emotionsregulation, der sozialen Wahrnehmung und der Sprachverarbeitung in Verbindung stehen. Dies zeigte sich insbesondere beim Vergleich mit Schimpansen.  

Die Forschenden leiten daraus ab: Nicht nur die Verhaltensweisen, die durch den präfrontalen Kortex gesteuert werden, machen den Menschen besonders, sondern auch die emotionalen und sozialen Verhaltensweisen unterscheiden den Menschen signifikant von anderen Spezies.