Conle: AfD-Millionen-Spende aus hohen Miete finanziert?
Milliardär Conle besitzt in Österreich Ländereien im Wert von weit über hundert Millionen Euro. Reich geworden ist er mit Sozialwohnungen – die die AfD zufälligerweise gerade alle privatisieren will . Seine Mieter:innen sprachen von Ratten und Schimmel. „Eine tote Ratte liegt zusammengekrümmt im Abstell-Schacht der Mülleimer. Im Treppenhaus bröckelt der Putz in handtellergroßen Stücken. Die […] The post Conle: AfD-Millionen-Spende aus hohen Miete finanziert? appeared first on Volksverpetzer.

Milliardär Conle besitzt in Österreich Ländereien im Wert von weit über hundert Millionen Euro. Reich geworden ist er mit Sozialwohnungen – die die AfD zufälligerweise gerade alle privatisieren will . Seine Mieter:innen sprachen von Ratten und Schimmel.
„Eine tote Ratte liegt zusammengekrümmt im Abstell-Schacht der Mülleimer. Im Treppenhaus bröckelt der Putz in handtellergroßen Stücken. Die Holztreppe ist durchgeschimmelt, das ganze Haus ist von Pilzen befallen.“ So beschreibt das Hamburger Abendblatt kurz vor der Jahrtausendwende die Situation in einem Mietshaus im Hamburger Stadtteil St. Pauli. „Unterm Dach“, sagt Mieter Frank Post damals dem Abendblatt, „da kannst du an schönen Tagen sogar den blauen Himmel sehen.“
„Fast schon Lebensgefahr“
Und wenn es regnet, dann würden sich die Wassermassen durch den „Ausguck“ ergießen und in Bächen die Treppe runter laufen. Der damalige Befund von Eve Raatschen vom Verein „Mieter helfen Mietern“: „In diesem Haus zu leben bedeutet fast schon Lebensgefahr“.
Das desaströse Haus in St. Pauli gehörte zum Reich des Duisburger Immobilien-Spekulanten Henning Conle – allein in Hamburg soll er bereits zu diesem Zeitpunkt rund 2500 Altbauwohnungen besessen haben. Heute gilt Conle als zentraler Millionenspender und Finanzier für die extrem rechte AfD.
Millionen-Geschenke für die AfD
Insgesamt 2,3 Millionen soll der deutsch-schweizerische Milliardär allein im Bundestagswahlkampf 2025 für AfD-Werbung bezahlt haben. Als mutmaßlicher Strohmann trat der ehemalige Vorarlberger FPÖ-Funktionär Gerhard Dingler auf – doch laut Spiegel und Standard gibt es deutliche Hinweise, dass die Millionen tatsächlich von Conle stammten.
Im Dezember 2024 seien 2,6 Millionen Euro von Dinglers Schweizer Konto auf seinem Konto bei der Raiffeisenbank Montfort eingegangen. Auf Anfrage der Bank hätte er eine Schenkungsurkunde vorgelegt, wonach das Geld von Conle stamme, so der Standard. Und Anfang Jänner spendete Dingler dann 2,35 Millionen für eine Werbekampagne für die AfD. Was für ein Zufall.
Gegen Dingler soll deshalb bereits eine Verdachtsmeldung bei Finanzamt und Finanzmarktaufsicht eingegangen sein, es werde der Verdacht der Geldwäsche und verdeckten Treuhänderschaft geprüft. Und der AfD droht laut deutschem Parteiengesetz eine Strafzahlung in dreifacher Höhe der Spende. Conle und Dingler reagierten nicht auf Anfragen von Spiegel und Standard und für alle Genannten in diesem Artikel gilt die Unschuldsvermutung. Auch ich habe eine umfangreiche Anfrage an Conle gestellt, sie wird im Fall des Eintreffens eingefügt.
Ein Imperium, aufgebaut mit dubiosen Immobilien-Deals
Die Familie des 81-jährigen Milliardärs ist mit Immobiliendeals groß geworden. Schon Vater Heinz und Onkel Kurt Conle waren mit dem Bau von tausenden Wohnungen vor allem in Duisburg reich geworden, wie der Spiegel 1961 berichtete. Duisburg ist bis heute Schwerpunkt des Immobilien-Imperiums der Familie. Vater Heinz war im Gegensatz zu seinem Sohn noch mit der SPD verbunden – und es gab durchaus berechtigte Fragen, inwiefern er diese politischen Verbindungen für seine Immobiliengeschäfte nützte.
Es kam sogar zu einem Gerichtsverfahren wegen mutmaßlicher Korruption, Heinz Conle wurde dabei aber freigesprochen. Nachdem sein Bruder gestorben war, waren die Vorwürfe nicht nachzuweisen, so die taz. Damit gilt weiterhin die Unschuldsvermutung. Sohn Henning Conle jedenfalls musste sich dann nur noch ins gemachte Immobilien-Bett der Familie setzen.
Fast 4000 Euro Miete in Berlin-Neukölln
Inzwischen besitzt Conle ein enormes Immobilienimperium in mehreren Ländern. Die deutschen Liegenschaften werden dabei vor allem über die „Conle Property Group“ sowie ihre Tochter Westfalia verwaltet. Eine Auswahl von aktuellen Immobilienangeboten der Westfalia gefällig?
Ein besonderes Schnäppchen bietet die Westfalia etwa in Berlin an: 138,6 Quadratmeter in einem Hinterhof von Berlin-Neukölln. „Verborgene Hofidylle in historischer Molkerei“, lautet das verführerische Angebot. Weniger verführerisch ist allerdings der Preis. Unglaubliche 3995 Euro Warmiete will Conles Westfalia monatlich für die vermeintliche „Hofidylle“.
Irrwitzige Mieten in einer der ärmsten Gegenden der Hauptstadt
Für ein Büro mit knapp 80 Quadratmetern im Erdgeschoss der „Hofidylle“ wären dann nochmals 1983,50 Euro Kaltmiete fällig. Zur Einordnung: Neukölln ist einer der ärmsten Bezirke von Berlin. Knapp 30 Prozent der Bevölkerung von Neukölln sind armutsgefährdet, wie die Daten der Statistik Berlin-Brandenburg zeigen. Die angebliche Hofidylle liegt übrigens in einem Hinterhof gleich beim Berliner S-Bahn-Ring, also im besonders armen Süden von Neukölln.
Und mit solch irrwitzig hohen (und rasant steigenden) Mieten werden immer mehr ärmere Menschen aus Neukölln vertrieben. Die Immobilienhaie dagegen profitieren – und können die Profite dann in extrem rechte Parteien stecken.
Mieten „für Liebhaber“ und knapp 700 Euro für ein einziges Zimmer
Auch in München ist die Westfalia investiert. Im Stadtteil Neuhausen etwa wird aktuell eine angeblich „charmante“ Zwei-Zimmer-Altbauwohnung angeboten. Warmmiete: Beeindruckende 1587 Euro. „Ideal für Liebhaber stilvoller Altbauwohnungen“, heißt es in der Anzeige.
Hinzugefügt werden müsste wohl: Vor allem wenn sich diese „Liebhaber“ 1587 Euro Miete im Monat leisten können. Nicht sehr „charmant“. Zur Einordnung: in München haben sich die Mietpreise allein in den vergangenen zwölf Jahren fast verdoppelt. Und Conle profitiert offenbar kräftig mit.
Herausstechend auch ein Angebot aus Düsseldorf: Für ein einziges Zimmer an der viel befahrenen Oberbilker Allee verlangt die Westfalia satte 690 Euro Warmmiete. Leider gibt es bei diesem Angebot keinen Hinweis darauf, ob es ebenfalls für „Liebhaber“ gedacht wäre.
Wer zahlt, schafft an
Ob Conle nun tatsächlich Millionen für den Wahlkampf der AfD gespendet hat, muss aktuell offenbleiben. Doch sicher ist: Die AfD ist die Partei der Spekulant:innen und Immobilienhaie. So fordert etwa AfD-Bausprecher Marc Bernhard erst im November 2024, dass die Mietpreisbremse „komplett abgeschafft“ werden solle.
Eindeutig auch das Programm der extrem rechten Partei für die Bundestagswahl 2025: Wenn es nach der AfD geht, soll der soziale Wohnungsbau komplett abgeschafft werden, er sei „gescheitert“. Stattdessen fordert die AfD die Privatisierung des kommunalen Wohnhauses.
Und auch im Wahlkampfprogramm heißt es eindeutig: Die AfD lehne „Investitionshemmnisse wie die Mietpreisbremse oder den Mietendeckel ab“. In den Villen von Conle und anderen Immo-Milliardären knallen vermutlich die Champagnerkorken, wenn sie solche Zeilen lesen. Für Mieterinnen dagegen sind die Forderungen der extremen Rechten eine gefährliche Drohung.
Real Life Monopoly
Conle ist nicht nur in Deutschland engagiert, auch in London hat der Milliardär bereits umfassend eingekauft, unter anderem 2014 mehrere Geschäftshäuser in der Londoner Innenstadt. Allein für das Shell-Mex-Haus soll Conle 746 Millionen Euro hingeblättert haben, wie die taz damals berichtete.
Der britische Independent nennt das Geschäftsgebaren des Milliardärs „Real Life Monopoly“. Und der Journalist Martin Reeh bezeichnete den späteren mutmaßlichen AfD-Großspender als einen „der bei Mieterorganisationen verrufensten deutschen Immobilienbesitzer“.
Großgrundbesitz in Oberösterreich
Und auch in Österreich ist der Immobilienmulti richtig fett im Geschäft. Denn die mögliche Spende über den Vorarlberger Strohmann ist noch lange nicht die einzige Verbindung des Milliardärs nach Österreich: Tatsächlich besitzt Conle in Österreich sogar Liegenschaften in dreistelligem Millionenwert.
Exemplarisch dafür steht ein Immobiliendeal, der 2023 über die Bühne ging. Da kaufte Conle im oberösterreichischen Ennstal eine riesige Liegenschaft mit 6400 Hektar, wie die OÖN damals berichteten [Paywall]. Zur Dimension: das sind rund 6400 Fußballfelder. Die Liegenschaft soll das viertgrößte Forstgut in ganz Oberösterreich sein. Kolportierter Kaufpreis: Mindestens 120 Millionen Euro.
Immobilien und ein Schloss in Kärnten
Groß investiert ist der Milliardär auch in Kärnten: Conle oder Gesellschaften in seinem Einfluss gehören etwa das Parkhotel Villach, Büro- und Geschäftsflächen in der Landeshauptstadt Klagenfurt oder das Schloss Hubertus bei Wolfsberg. Umfassend schlug der Immobilienspekulant auch 2021 zu.
Da schaffte er sich im Lavanttal eine äußerst großzügige Liegenschaft an: Insgesamt 170 Hektar kaufte der deutsche Milliardär damals vom Jesuitenorden (was im Übrigen auch ein erneuter Hinweis auf den enormen Reichtum der katholischen Kirche ist).
Proteste in Südkärnten
Baugründe hat sich die superreiche Familie auch im Zentrum der Kärntner Gemeinde Ferlach gesichert, berichtet der ORF Kärnten. Dazu wollte Conle 2021 auch noch einen künstlich angelegten Bach kaufen, der seit vielen Jahren mitten durch Ferlach fließt. Damals gab Bürgermeister Ingo Appé noch seinen Segen zum Bachverkauf.
In der Bevölkerung dagegen wurden Unterschriften gegen das Vorhaben gesammelt. Seit dem Kauf der Baugründe liegen diese allerdings brach – inzwischen zum Leidwesen des Bürgermeisters. Denn die Südkärntner Gemeinde bräuchte eigentlich dringend hundert neue Wohnungen, so der Bürgermeister.
Wie das Spiel gespielt wird
Wir sollten nicht naiv sein: Wer Liegenschaften und Grundstücke im großen Stil kauft, kauft damit auch politischen Einfluss und Zugang zu Entscheidungsträger:innen. Bürgermeister:innen und Abgeordnete gehen gewöhnlich sehr schnell ans Telefon, wenn die Großinvestor:innen aus ihrem Wahlkreis anrufen.
Manchmal haben auch Politiker:innen Wünsche, etwa eine Spende für einen Sportverein (der ihnen vielleicht sogar noch politisch nahesteht) oder einen Job für einen Bekannten. Im Gegenzug werden die Anliegen der Superreichen verlässlich und schnell erledigt. Und wenn es dann auch noch eine ideologische Übereinstimmung gibt, umso besser!
Wohlgemerkt: An keiner Stelle wird hier Conle unterstellt, dass er selbst solche Spenden an die FPÖ oder andere Parteien geleistet oder sonstige persönliche Vorteile verlangt oder gewährt hätte. Es werden nur allgemein Methoden zur Spendensammlung beschrieben.
Politische Verbindungen
Oberösterreich wird seit 2015 durchgehend von einer schwarz-blauen Koalition regiert, das Bundesland ist dazu seit weit über hundert Jahren eine deutschnationale Hochburg.
Und Kärnten ist ohnehin traditionell eine Wiege der deutschnationalen und extremen Rechten in Österreich: Die FPÖ bzw. ihre Abspaltung BZÖ stellten im südlichsten Bundesland zwischen 1999 und 2013 sogar durchgehend den Landeshauptmann: Erst war es Jörg Haider, nach dessen tödlicher Alko-Raserei wurde Gerhard Dörfler sein Nachfolger.
Eventuell ist es ja tatsächlich purer Zufall, dass Milliardär Conle gerade in diesen beiden Bundesländern investiert. Was allerdings grundsätzlich eine gute Idee ist: Sehr genau hinzusehen, wenn es um die Verbindungen von Superreichen, Immobilienhaien und rechten Parteien geht.
Artikelbild: Hendrik Schmidt/dpa
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